So viel Religion steckt in der Serie "Jane the Virgin"

Eine schwangere Jungfrau! Wie kann das sein?

Veröffentlicht am 02.04.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Bonn ‐ Eine jungfräuliche Schwangerschaft, heimlichtuerische Nonnen und die Liebe zu Gott: Aus diesen Zutaten besteht die Telenovela-Parodie "Jane the Virgin". Die vierte Staffel läuft ab sofort bei Netflix. Katholisch.de stellt die Serie vor.

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"Unsere Geschichte beginnt vor 13 ½  Jahren, als Jane Gloriana Villanueva gerade zehn Jahre alt war. Ihre ganze Liebe galt damals übrigens – nicht immer in der Reihenfolge – ihrer Familie, Gott und gebackenen Käsesandwiches." Mit diesen Sätzen beginnt die Serie "Jane the Virgin". Als die Handlung einsetzt ist Jane Gloriana Villanueva schließlich 23 Jahre alt. Und wenn sie eines von ihrer katholischen Großmutter gelernt hat, dann ist es das: Sex vor der Ehe ist strengstens verboten! Und Jane hält sich daran. Aber natürlich kommt es anders als man denkt, denn Jane wird aus Versehen künstlich befruchtet und erwartet nun das Kind ihres Chefs. Klingt wie aus einer Telenovela? Ist es auch!

Neben den typischen Inhalten einer Telenovela (Liebe, Liebe und nochmal Liebe) zeigt die Serie vor allem eines: Janes Lebensreise mit Gott. Und wie jede Beziehung hat auch diese ihre Aufs und Abs. Als Jane erfährt, dass sie schwanger ist, herrscht große Aufregung ("Die Unbefleckte! Du bist eine heilige Jungfrau!" - "Was? Nein, Mum!"). Nicht nur Janes Mutter ist ganz aus dem Häuschen (auch wenn sie eigentlich gar nicht wirklich an Gott glaubt). Denn als sich die Nachricht herumspricht, werden Ordensfrauen einer katholischen High-School auf Jane aufmerksam. Die glauben zwar auch nicht daran, dass Jane die nächste Maria ist, aber der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel und sie verteilen Münzen mit Janes Gesicht, um mehr Menschen in die Kirche zu locken. Immer wieder tauchen völlig Fremde auf und wollen Jane umarmen ("Sie sind es wirklich, Jane die Jungfrau!", "Dürfte ich sie einfach mal kurz drücken? Ich beeil’ mich auch!").

Jane the Virgin 2
Bild: ©Im Handel auf DVD erhältlich. © 2019 Fernsehjuwelen GmbH. www.fernsehjuwelen.de.

v. links n. rechts: Janes Mutter Xiomara, Jane, Janes Oma Alba

Aber auch ernste Themen bis hin zur Theodizee-Frage werden in der Serie verhandelt. Jane zweifelt immer wieder an Gott und ihrem Glauben. Und auch an sich selbst und daran, ob sie eine gute Christin ist. Jungfräulichkeit vor der Ehe wird hier nicht als Allheilmittel dargestellt. Die größte Glaubenskrise durchlebt Jane aber in der Zeit, nachdem in Staffel 3 ihr Ehemann Michael angeschossen und schwer verletzt wurde. Das Thema Glaube nimmt in der Serie zu diesem Zeitpunkt einen immer geringeren Stellenwert ein. Jane geht nicht mehr in die Kirche. Bis eine Ordensschwester ihr die Augen öffnet. Sie ist wütend auf Gott, weil er zugelassen hat, dass Michael beinahe gestorben wäre: "Ich fragte mich, wieso das passiert ist, aus welchem Grund hat er das nur zugelassen?". Auch kleine alltägliche Probleme mit Glaube und Religion werden diskutiert, wie die Konflikte zwischen gläubigen und nicht gläubigen Elternteilen in der Kindererziehung. Und, dass viele Menschen keine Zeit finden, in die Kirche zu gehen. "Der Alltag kam dazwischen".

Die eigene Mutter als Gegenentwurf

Der komplette Gegenentwurf zu Jane ist ihre eigene Mutter. Sie weiß nicht so genau, was sie von Gott halten soll, und Regeln sind nicht so ihr Ding ("Weißt du noch, wie sie [Oma, Anm. d. Red.] den Rosenkranz gebetet hat, damit ich diese Lehramtsstelle erhalte? Zwei Tage später hatte ich sie." - "Weil du schlau bist, nicht wegen Perlen, die sie vom Kirchenflohmarkt hat."). Sie sündigt überall dort, wo Jane versucht das Richtige zu tun: "Vor drei Tagen habe ich mit Bruce geschlafen." - "Warum erzählst du mir das?" - "Keine Ahnung, weil du vielleicht eine Heilige bist und eine Heilige darf ich nicht belügen!" Aber Jane vergibt ihr immer wieder. Im Allgemeinen wird Religion durchgehend als tolerant und offen dargestellt. Jane bittet ihren Ehemann zwar, sie zum Gottesdienst zu begleiten, verurteilt es aber überhaupt nicht, dass er nicht gläubig ist. Andersherum ist es genauso.

Jane the Virgin
Bild: ©Im Handel auf DVD erhältlich. © 2019 Fernsehjuwelen GmbH. www.fernsehjuwelen.de.

Jane heiratet Michael.

Die Serie Jane the Virgin beleuchtet verschiedene Aspekte des Glaubens, und das auf eine realistische, ungeschönte aber trotzdem liebevolle Art und Weise. Zu ernst nimmt die Serie, die stetig zwischen Trash TV und Arthouse-Serie schwebt, das Thema Religion dabei nie. Zum Beispiel, wenn sich Janes erstes Gebet darum dreht, dass ihre Mutter niemanden mit ihren schlechten Kochkünsten umbringt. Diese besondere, feinfühlige Darstellung von Religion wird auch durch die Schauspieler möglich gemacht, die an das glauben, was sie da spielen. So sagt Gina Rodriguez, Darstellerin der Jane: "Ich glaube, dass Gott mir diese Rolle mit auf den Weg gegeben hat."

Und genauso versöhnlich und mit dem Glauben im Einklang fällt auch das Fazit der Serie zu Janes Schwangerschaft aus: "Medizinischer Fehler oder auch nicht, es ist ein Wunder."

Von Meike Kohlhoff

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