Prior will Regierung Zugang zum Grab verweigern

Benediktiner wehren sich gegen geplante Exhumierung Francos

Veröffentlicht am 04.01.2019 um 11:31 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Der Streit um die Umbettung der Gebeine von Diktator Franco geht in die nächste Runde: Die für die Verwaltung der bisherigen Begräbnisstätte zuständigen Benediktiner drohen nun sogar Spaniens Regierung.

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Neue Wende im Streit um die Gebeine von Francisco Franco (1892-1975): Santiago Cantera, Prior der für die Verwaltung der franquistischen Gedenkstätte "Valle de los Caidos" zuständigen Benediktinerabtei, wehrt sich nun offiziell gegen die geplante Exhumierung des spanischen Diktators. Er werde der Regierung den Zugang zu dem Gelände nicht erlauben, schrieb der Geistliche laut einem Bericht der Tageszeitung "El Pais" (Donnerstag) in einer entsprechenden Mitteilung.

Im "Tal der Gefallenen" in der Sierra de Guadarrama befindet sich die architektonisch eindrucksvolle Basilika mit Francos Grab. Die sozialistische Regierung in Madrid setzt sich seit Monaten - gegen den Willen der Angehörigen - für eine Umbettung des "Caudillo" ein. Seine Gebeine sollen nach dem Willen der Sozialisten an einen schlichteren Ort verbrachten werden. Zahlreiche rechtliche Hürden erschweren jedoch das Vorhaben. Zudem gibt es erhebliche Widerstände in der spanischen Bevölkerung.

Fehlende Zustimmung der Franco-Familie

Benediktiner-Prior Santiago Cantera verweist in seinem Brief ebenfalls auf die fehlende Zustimmung der Franco-Familie. In einer ersten Reaktion kritisierte die Regierung am Donnerstag die Entscheidung des Ordensmannes und warf ihm eine "ideologische" Haltung sowie politische Nähe zum spanischen Nationalismus vor. Canteras Blockadetaktik werde jedoch nicht aufgehen. Die Regierung halte an ihrem Plan fest.

Die spanischen Bischöfe hatten zuletzt eine Umbettung des Leichnams in die Kathedrale von Madrid nicht ausgeschlossen. Die sozialistische Regierung drohte daraufhin mit der Schließung der Almudena-Kathedrale, sollte Franco in der dortigen Krypta bestattet werden. Eine Gesetzesreform soll verbieten, dass die Leiche an einem der Öffentlichkeit frei zugänglichen Ort beerdigt werden darf, hieß es.

Die Gedenkstätte "Valle de los Caidos" mit dem mehr als 150 Meter hohen freistehenden Steinkreuz und einer riesigen in den Fels gehauenen Kirche hatte Franco noch zu Lebzeiten errichten lassen. Mit dem gewaltigen Monument wollte er die "für Gott und Spanien" Gefallenen des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) beerdigen und ehren. In einer Gruft befinden sich die sterblichen Überreste Zehntausender Soldaten. Viele von ihnen wurden anonym bestattet. Doch längst nicht alle waren Franco-Anhänger. Unter den Toten sind auch Tausende republikanische Kriegsopfer. Viele ihrer Hinterbliebenen empfinden dies bis heute als Demütigung. (tmg/KNA)