Würzburger Oberhirte über grundlegende Veränderungen

Bischof Jung: Deutsche Kirche steht vor radikalem Wandel

Veröffentlicht am 10.01.2019 um 11:26 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Vieles werde wegbrechen: Würzburgs Bischof Franz Jung nennt radikale Veränderungen, die auf die Kirche in Deutschland zukommen. Dabei sagt er auch, was er konkret von den seelsorglichen Mitarbeitern erwartet.

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Die katholische Kirche in Deutschland muss sich nach Worten des Würzburger Bischofs Franz Jung auf einen radikalen Wandel einstellen. "Vieles, auf das wir uns vielleicht auch zu sehr verlassen haben, wird wegbrechen", sagte Jung der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost". Die Kirche werde in Zukunft mit weniger Geld und hauptamtlichem Personal auskommen müssen; das gelte nicht nur für Priester, sondern auch für Pastoral- und Gemeindereferenten. "Wir werden auch nicht mehr alle Gebäude unterhalten können", fügte der Bischof hinzu.

"Die Frage ist dann: Was bleibt?", sagte Jung und beantwortete sie gleich selbst: "Meine Hoffnung ist, dass Gebet, erneuerte Glaubensverkündigung und der Dienst an den Armen der Reichtum einer institutionell ärmeren Kirche sein werden." Es werde darauf ankommen, die Einrichtungen fortzuführen, die sich aus dem Glauben heraus mit Inhalt füllen ließen.

"Wir verlassen uns noch auf zu viele Hilfskonstrukte, die uns am Ende nicht helfen werden", sagte der Bischof und verwies auf das kirchliche Arbeitsrecht: "Das wird von den Gerichten gerade Schritt für Schritt ausgehöhlt." Weiterhelfen könnten nur Menschen, die von der Kirche und ihrem Glauben überzeugt seien und daraus ihre Arbeit gestalteten.

"Begegnung mit dem Herrn kommt zu kurz"

Jung legte seinen seelsorglichen Mitarbeitern nahe, sich selbst zu überprüfen. Er beobachte bei Priestern und Hauptamtlichen eine große Bereitschaft zum Engagement. "Aber vielleicht kommt die Begegnung mit dem Herrn manchmal zu kurz." Mission beginne bei der Selbstmission. "Ich muss mich im Gebet der eigenen Lebenswirklichkeit stellen und mich fragen: Bin ich das wirklich, was ich verkünde, oder bin ich nur Funktionär." Priester etwa müssten selbst beichten gehen, um Beichte hören zu können. "Die Menschen merken, ob etwas aufgesetzt ist", so Jung. Von daher gelte es, neue Formen der Glaubensvertiefung zu finden.

An Gelegenheiten zur Verkündigung bestehe kein Mangel, sagte der Bischof. So seien Beerdigungen "missionarische Situationen par excellence. Da erreichen wir Menschen, die sonst nie da sind." Bevor die Menschen der Botschaft glaubten, stelle sich die Frage nach der Glaubwürdigkeit des Boten. Die Kirche gebe derzeit angesichts von Finanzskandalen und Missbrauchsfällen kein gutes Bild ab. "Wenn jemand Kinder missbraucht, dann hat sich alle Verkündigung erledigt."

Franz Jung (52) ist seit Juni 2018 Bischof des Bistums Würzburg. Zuvor war er seit 2009 Generalvikar des Bistums Speyer gewesen. Als Würzburger Oberhirte folgte er auf Bischof Friedhelm Hofmann, der altersbedingt aus dem Amt geschieden war. (tmg/KNA)