So war die Stimmung unter den Kirchgängern

Heiligabend-Gottesdienst mit Eintrittskarte: Kirche zieht Bilanz

Veröffentlicht am 16.01.2019 um 12:13 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ Ein Heiligabend-Kirchgang nur mit Eintrittskarte? An Weihnachten 2018 hat eine Gemeinde in Essen genau das getestet – und dafür vorab viel Kritik geerntet. Doch wie war die Stimmung unter den Gläubigen vor Ort?

  • Teilen:

Wer in der evangelischen Kirchengemeinde Essen-Haarzopf an Heiligabend 2018 einen Nachmittagsgottesdienst besuchen wollte, brauchte diesmal eine Eintrittskarte. Die war zwar kostenlos - die Regelung sorgte im Vorfeld aber trotzdem für Diskussionen. Die Gemeindeleitung hat die Erfahrungen mit den Zählkarten nun ausgewertet und zeigt sich zufrieden.

Niemand habe abgewiesen werden müssen, teilte die Kirchengemeinde auf ihrer Homepage mit. Die Gesamtstimmung sei in allen Gottesdiensten rücksichtsvoll, freundlich, wertschätzend "und damit wirklich weihnachtlich geprägt" gewesen, heißt es dort. Die stellvertretende Vorsitzende des Presbyteriums, Christiane Imhof, sprach sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa dafür aus, dass die Regelung auch an den künftigen Heiligabend-Gottesdiensten angewandt wird. Eine Entscheidung des Gremiums gebe es dazu aber noch nicht, sagte sie.

Entscheidung aus Sicherheitsgründen

Das Presbyterium hatte zuvor aus Sicherheitsgründen bestimmt, dass bei den Gottesdiensten in Kirche (333 Plätze) und Gemeindehaus (170 Plätze) alle Besucher einen Sitzplatz brauchen. Hintergrund waren Erfahrungen im Jahr 2016 mit völlig überfüllten Fluchtwegen und blockierten Notausgängen. Als die Gemeinde dann an Heiligabend 2017 die Sicherheitsauflagen konsequent umsetzen wollte, war es zu "aggressiven Diskussionen" an der Kirchentür und mehrfachen Versuchen gekommen, sich in die Räume zu drängeln. Daraufhin wurde die Zählkarten-Regelung eingeführt und nach einem Probelauf im Sommer 2018 erstmals an Heiligabend angewandt.

Nicht alle Gemeindeglieder seien mit der Neuregelung einverstanden, hieß es im Dezember. Die Regelung sei jedoch "keine Willkür des Presbyteriums, es ist der Wunsch nach Einhalten der Sicherheitsbestimmungen", betonte Imhof und verwies auf andere Kirchengemeinden, in denen solch eine Kartenregelung praktiziert werde, etwa in Berlin. Nach anfänglicher Unruhe sei die Regelung dort nach zwei bis drei Jahren akzeptiert worden.

Die Zählkarten waren für fünf der insgesamt sechs Gottesdienste nötig und konnten in der Adventszeit an verschiedenen Stellen abgeholt werden. "Für die Krippenspielgottesdienste und die Christvesper an Heiligabend 2018 wurden insgesamt 1.300 Karten ausgegeben. Damit wurden knapp 50 Prozent der Gemeindemitglieder erreicht", teilte die Gemeinde mit. Nur einzelne Menschen hätten an Heiligabend direkt vor Ort nach einer Karte gefragt. "Da es noch Restkarten für manche Gottesdienste gab, konnten diese Gottesdienstbesucher spontan vor Ort noch eine Karte erhalten." Einzelne Karten seien auch direkt vor den Gottesdiensten etwa aus Krankheitsgründen zurückgegeben worden. (tmg/dpa)