Traditionalisten wegen Missbrauchsverdachts verhaftet
Mehrere Mitglieder einer traditionalistischen Gemeinschaft im Norden Frankreichs wurden am Dienstag von der Polizei festgenommen. Ihnen wird laut der Zeitung "La voix du nord" (Mittwoch) die Misshandlung von Schülern ihres Internats vorgeworfen. Die aus der Pfadfinderbewegung entstandene Gemeinschaft von Benediktineroblaten betreibt in Liévin im Departement Pas-de-Calais eine Schule. In Liévin wurden vier Mitglieder festgenommen, ein fünfter Verdächtiger im Süden Frankreichs. Gegen ihn wurde bereits wegen des Besitzes von Kinderpornographie ermittelt. Die festgenommenen Ordensleute sind zwischen 30 und 60 Jahre alt.
Nach Informationen von Le Monde sind die vier in Liévin verhafteten Ordensleute, darunter zwei Priester, am Donnerstag unter Auflagen wieder aus der Haft entlassen worden. Unter anderem dürfen sie nicht mit Minderjährigen arbeiten. Ihnen werde nur "leichte Gewalt" und kein sexueller Missbrauch vorgeworfen, sagte ihr Anwalt gegenüber der Zeitung.
Erstmals 2001 Vorwürfe
Bereits seit mehreren Jahren ist die Gemeinschaft im Visier der Justiz, nachdem frühere Schüler sich erstmals 2001 und erneut 2017 mit Beschwerden über körperlichen und psychischen Missbrauch sowie sexualisierte Gewalt an die Behörden gewandt hatten. Die Vorwürfe beziehen sich auf einen Zeitraum von 2000 bis 2014.
Die Gemeinschaft des Heiligen Kreuzes von Riaumont hat ihre Wurzeln in der Pfadfinderbewegung und wurde von Benediktineroblaten der Abtei Fontgombault gegründet. Heute gehören sieben Männer zu dem traditionalistischen Institut, dessen Statuten erstmals 1971 genehmigt wurden. 1991 wurde die Gemeinschaft als eigener Zweig der Benediktineroblaten errichtet mit der Erlaubnis, gemäß dem Motu proprio Ecclesia Dei die Liturgie im außerordentlichen Ritus zu feiern. Die Schule der Gemeinschaft besteht seit 1990. (fxn)
17. Januar 2019, 16.05 Uhr: Ergänzt um Haftentlassung am Donnerstag