"Man muss doch irgendwo mal anfangen"

Weihbischof Geerlings will Frauen im Domkapitel

Veröffentlicht am 30.01.2019 um 11:55 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Frauen im Domkapitel? Das ist rechtlich bislang prinzipiell nicht möglich. Dennoch spricht sich der emeritierte Münsteraner Weihbischof Dieter Geerlings für eine solche Möglichkeit aus – und sagt, wie man es machen könnte.

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Der emeritierte Weihbischof des Bistums Münster, Dieter Geerlings, wünscht sich Frauen im Domkapitel. In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Bistumszeitung "Kirche und Leben" sagte er, wegen des Konkordatsrechtes seien weibliche Domkapitulare derzeit nicht möglich. "Aber wieso kann man denn nicht sagen: 'Wir wählen nach einem besonderen Verfahren Frauen, die dazugehören?'" Das sei zwar zunächst nur in Form von Beraterinnen möglich, "aber man muss doch irgendwo mal mit anfangen", so Geerlings.

Für das Bistum Münster gilt bis heute das Preußenkonkordat, das 1929 zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Preußen abgeschlossen wurde. Dieser völkerrechtliche Vertrag regelt unter anderem das Procedere einer Bischofswahl durch das Domkapitel, aber auch etwa die "Politische Klausel", also das Einspruchsrecht staatlicher Institutionen bei der Ernennung von kirchlichen Würdenträgern. Das Konordat sieht ausschließlich Geistliche als Mitglieder eines Domkapitels vor. Daneben steht Frauen in Kathedralkapiteln auch das Kirchenrecht (Can. 503) entgegen, nach dem nur Priester zu Domkapitularen ernannt werden können.

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Im Interview äußerte sich Geerlings auch zu den Themen Sexualmoral und Homosexualität: Er wünsche der Kirche mehr Demut, was bedeute, die Wirklichkeit anzuerkennen und daraus Folgerungen zu ziehen. In der Sexualmoral spielten Autonomie und Individualität vor allem bei jungen Menschen eine ganz große Rolle, sagte er. Kirche müsse das sehen und überlegen, "ob es richtig ist, einfach nur zu sagen: 'Nur Sexualität innerhalb der Ehe ist gut.'"

Angesprochen auf das Thema Homosexualität verwies er auf ein verändertes Bewusstsein der Gesellschaft: Vor 300 Jahren hätte man ihn als Bischof abgesetzt, wenn er die Entstehung der Welt nicht mit der Bibel erklärt hätte. Heute spreche keiner mehr davon. Gleiches müsse man für die Frage nach dem Umgang mit Homosexualität bedenken: Die Formulierung des Katechismus, dass mit Homosexuellen "wertschätzend" umgegangen werden müsse, reiche nicht aus. "Die Lebensform soll man einfach anerkennen und kein Bohai darum machen." (cph)