Verfolgte Katholikin hat Pakistan verlassen

Zeitung: Asia Bibi ist mit ihrer Familie nun in Kanada

Veröffentlicht am 01.02.2019 um 11:23 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Am Dienstag bestätigte der Oberste Gerichtshof Pakistans ihren Freispruch – nun ist Asia Bibi offenbar in Sicherheit: Laut ihrem Anwalt ist sie in Kanada gelandet. Derweil forden radikale Kräfte in ihrer Heimat nach wie vor Bibis Tod.

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Die verfolgte Katholikin Asia Bibi aus Pakistan ist einem Zeitungsbericht zufolge nach Kanada ausgereist. "Sie ist mit ihrer Familie vereint", zitiert die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Freitag) ihren Anwalt, Saif Ul-Malook. Demnach war Asia Bibi mit ihrem Mann in das Land übergesiedelt, in dem sich bereits ihre beiden Töchter aufhielten. Den genauen Zeitpunkt ihrer Ausreise und wie sie das Land verlassen habe, könne er aus Sicherheitsgründen nicht offenlegen, sagte der Anwalt der Zeitung. Es hatte demnach zuvor geheißen, dass Asia Bibi nicht mit einem regulären Flug aus Pakistan ausreisen könne.

Andere Quellen meldeten im Laufe des Tages jedoch, dass sich Asia Bibi weiterhin in Pakistan aufhalte. Das Hilfswerk missio zog am Mittag eine Stunden zuvor versandte Erklärung zurück, in dem es sich erleichtert über eine Ausreise der Frau gezeigt hatte. Auf dem Online-Portal der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hieß es am Nachmittag, der Anwalt Saif Ul-Malook wolle seine Aussage nicht mehr so bestätigen und sei nicht erreichbar.

Asia Bibi war 2009 als erste Katholikin in Pakistan wegen Blasphemie angeklagt und 2010 zum Tode verurteilt worden. 2014 bestätigte ein Gericht in Lahore das Todesurteil; 2015 ordnete ein weiteres Gericht die vorläufige Aussetzung der Hinrichtung an. Es folgte ein erneutes Berufungsverfahren. Das Oberste Gericht des islamisch geprägten Pakistan lehnte am Dienstag eine Petition zur Überprüfung des Freispruchs ab.

Erzbischof Schick: "Gutes Zeichen für den Rechtsstaat"

Dies hatten Kirchenvertreter, Menschenrechtler, Hilfsorganisationen und Politiker begrüßt. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, zeigte sich erleichtert und sagte, in der Entscheidung des obersten Gerichts sieht er ein "gutes Zeichen für den Rechtsstaat und den Mut der Richter in Pakistan". Die Richter hätten sich durch die gewaltsamen Proteste von Islamisten nicht einschüchtern lassen. "Sie haben dem Druck der Straße erfolgreich die Kraft des Rechtsstaats entgegengestellt", so Schick. Weiterhin sei es dringend nötig, die Blasphemiegesetze abzuschaffen oder wenigstens neu zu regeln: "Die Blasphemiegesetze in Pakistan werden missbraucht, um Menschen einzuschüchtern und grundlos anzuklagen." Schick kündigte an, dass sich die Deutsche Bischofskonferenz gemeinsam mit dem pakistanischen Bischöfen weiterhin für derartige Reformen einsetzen werde.

Seit der gerichtlichen Entscheidung stand einer Ausreise Bibis und ihrer Familie rechtlich nichts mehr im Weg. Seit ihrer Haftentlassung am 7. November lebte sie unter hohen Sicherheitsvorkehrungen an einem geheimen Ort. Als mögliches Land für einen Asylantrag war auch Deutschland im Gespräch.

Der Anwalt Asia Bibis lebt dem Zeitungsbericht zufolge weiter in Pakistan. Er sei kurz vor der abschließenden Entscheidung des Gerichts dorthin zurückgekehrt, nachdem er sich wegen Todesdrohungen zuvor drei Monate lang im Ausland aufgehalten habe. "Ich bin in meiner Wohnung, ich gehe nicht in mein Büro", zitiert ihn die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Auf die Frage, ob er in Pakistan bleiben werde, sagte er demnach, es sei für ihn nicht sicher in dem Land, aber es sei dennoch "das Bequemste". Für Freitag erwarte er größere Proteste in dem Land. (tmg/KNA)

Aktualisiert um die Entwicklungen im Laufe des Tages am 1. Februar 2019 um 16.58 Uhr.