Auch Marx für Wiedereinführung von Fest Beschneidung des Herrn
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx äußert sich zu Rufen nach einer Wiedereinführung des Festes "Beschneidung des Herrn" am 1. Januar positiv. Diesen Appell mancher Theologen habe er "mit Freude" aufgenommen, sagte der Erzbischof von München und Freising laut seiner Pressestelle am Samstagabend im Münchner Liebfrauendom. "Ich habe dafür viel Verständnis." Es gehe darum, "das, was uns verbindet, deutlich zu machen", ergänzte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in Bezug auf die Beziehungen von Christen und Juden.
Eine Wiedereinführung des Festes hatte kürzlich der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück angeregt. Eine Rückkehr des Festes 50 Jahre nach der Liturgiereform - und damit der Abschaffung des Festes - nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) wäre ein "demonstrativer Akt der Solidarität mit den Juden heute, denen in Zeiten eines erstarkenden Antisemitismus auch und gerade durch Christen der Rücken zu stärken ist", wie Tück erklärte. Das Fest erinnere an die Tatsache, dass Jesus "nicht Christ, sondern Jude" und somit beschnitten gewesen sei.
Auch der Provinzial der Schweizer Jesuiten, Christian Rutishauser, hatte sich für eine Wiedereinführung des Festes ausgesprochen. "Ich habe Papst Benedikt wie Franziskus dazu Papiere vorgelegt, mit der Bitte, das Fest der Beschneidung Jesu am 1. Januar wiederherzustellen", sagte er der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt".
Mission von Juden ausgeschlossen
Zum christlich-jüdischen Dialog sagte Marx nun: "Schulter an Schulter gehen wir im Zeugnis für den einen Gott, und deswegen braucht es auch für die Zukunft dieses Miteinander." Marx betonte die "große Geschichte des Judentums, des Volkes Israel: Es ist unsere Geschichte. Wenn wir das nicht erkennen, haben wir nicht verstanden, was geschehen ist, haben wir auch Jesus und seinen Weg nicht verstanden." Eine Mission von Menschen jüdischen Glaubens schloss der Erzbischof aus, es gebe aber "ein Gespräch zwischen Juden und Christen über den Messias. Das ist der Gesprächsfaden, den wir vorantreiben können und müssen."
Marx predigte zum Fest "Darstellung des Herrn", auch Mariä Lichtmess genannt. Es erinnert daran, dass Maria und Josef - der jüdischen Tradition folgend - ihren erstgeborenen Sohn 40 Tage nach seiner Geburt in den Tempel brachten, um ihn Gott zu weihen. Durch ein Geldopfer lösten sie ihn wieder aus. Der Greis Simeon erkannte dabei Jesus als Sohn Gottes und nannte ihn "Messias des Herrn" und "ein Licht, das die Heiden erleuchtet".
Im Verlauf des 6. Jahrhunderts bildete sich in Spanien ein Fest "Beschneidung und Namengebung des Herrn" heraus, das im 12. Jahrhundert auch von Rom übernommen wurde. Das Fest Beschneidung des Herrn wurde bis zur Liturgiereform von 1969 gefeiert. Derzeit wird am 1. Januar das Hochfest der Gottesmutter Maria begangen. (tmg/KNA)