Papst und Bischöfe erinnern an Gebetstag gegen Menschenhandel

Weihbischof Puff prangert "Skandal der Sklaverei" an

Veröffentlicht am 07.02.2019 um 18:49 Uhr – Lesedauer: 
Weihbischof Puff prangert "Skandal der Sklaverei" an
Bild: © KNA

Bonn/Vatikanstadt ‐ Katholiken weltweit begehen am 8. Februar den Gebetstag gegen Menschenhandel. Der Papst und die Bischöfe erinnern an die global wachsenden Verbrechen der modernen Sklaverei – auch in Deutschland sollen mehr als 100.000 Menschen betroffen sein.

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Zum Internationalen Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel hat der Kölner Weihbischof Ansgar Puff einen "Skandal der Sklaverei" angeprangert. Dieser ereigne sich "mitten unter uns", erklärte der Vizevorsitzende der Migrationskommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag in Köln. "In Deutschland leiden Tausende von Menschen unter Zwangsprostitution und Arbeitsausbeutung". Der Gebetstag an diesem Freitag sei ein Tag der Solidarität mit den Opfern.

Der 8. Februar ist der Gedenktag der heiligen Josephine Bakhita (1869-1947), Schutzpatronin der Opfer von Sklaverei. Aus diesem Anlasse hatte Papst Franziskus 2015 einen internationalen Gebetstag gegen Menschenhandel ausgerufen, der jährlich am 8. Februar weltweit von Katholiken begangen werden soll. Damit will die Kirche gegen die global wachsenden Verbrechen der modernen Sklaverei mobilisieren. Bakhita war den Angaben zufolge als Kind im sudanesischen Darfur versklavt worden. Später gelangte sie nach Italien, wo sie mit Hilfe einer Ordensgemeinschaft die Freiheit bekam. Sie ließ sich taufen, wurde Ordensschwester und wurde im norditalienischen Schio schon zu Lebzeiten verehrt. Papst Johannes Paul II. sprach sie im Jahr 2000 heilig.

Bischöfe: In Deutschland 167.000 Menschen betroffen

Die Deutsche Bischofskonferenz verwies auf Papst Franziskus, auf dessen Initiative 2014 die Santa-Marta-Group gegründet worden war. Darin arbeiten Bischöfe, Ordensschwestern und leitende Polizeibeamte zur Bekämpfung des Menschenhandels und zur Unterstützung der Opfer zusammen. Im selben Jahr habe der Papst mit Würdenträgern anderer Religionsgemeinschaften im Vatikan eine Erklärung unterzeichnet, die dazu aufruft, die "moderne Sklaverei weltweit bis 2020 und für alle Zeiten abzuschaffen".

Die Bischofskonferenz zitiert aus den "Global Estimates of Modern Slavery", wonach 2017 mehr als 40 Millionen Menschen Opfer moderner Sklaverei, vor allem sexueller Ausbeutung und Arbeitsausbeutung, wurden. Mehr als zwei Drittel waren demnach Frauen. Für Deutschland werde geschätzt, dass bis zu 167.000 Menschen von moderner Sklaverei betroffen seien.

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Video: © La Machi/Internationales Gebetsapostolat

Es gibt Themen, bei denen es unumgänglich ist, Partei zu ergreifen – wie zum Beispiel Menschenhandel. Sklaverei gebe es auch in der heutigen Welt, mahnt Papst Franziskus.

Die katholischen Organisationen, die sich in Deutschland gegen Menschenhandel engagieren, haben sich 2014 auf Anregung der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz in der "Arbeitsgruppe Menschenhandel" zusammengeschlossen. Neben dem Sekretariat der Bischofskonferenz und dem Katholischen Büro in Berlin sind der Deutsche Caritasverband, die Deutsche Kommission Justitia et Pax, Renovabis, Solwodi, IN VIA und das Stuttgarter Fraueninformationszentrum vertreten.

Papst: Wer bei Menschenhandel wegschaut, macht sich schuldig

Auch Papst Franziskus forderte mehr Engagement im Kampf gegen Menschenhandel hat gefordert. Wer angesichts des Problems seine Hände in Unschuld wasche, sei "Komplize dieses Verbrechens gegen die Menschlichkeit", sagt er in einer am Donnerstag im Vatikan vorgestellten Videobotschaft. Auch heute gebe es noch Sklaverei auf der Welt, "so viel oder vielleicht sogar mehr als früher". Das Gebetsanliegen des Kirchenoberhaupts für den Monat Februar widmet sich dem Thema Menschenhandel. In dem knapp einminütigen Video sind überfüllte Flüchtlingsboote und Kindersklaven zu sehen. Dazu verliest der Papst sein Gebetsanliegen: "Beten wir darum, dass alle, die dem Menschenhandel und der Zwangsprostitution zum Opfer gefallen sind, mit offenen Armen in unserer Gesellschaft aufgenommen werden."

Der Staat müsse die Menschen vor Sklaverei schützen, forderte der Jesuit Michael Czerny von der Vatikanbehörde für Migration und Flüchtlinge bei einer Pressekonferenz im Vatikan. Bisher gebe es keine großen Anstrengungen zur Strafverfolgung. "Wir können etwas tun und wir müssen etwas tun", so die Ordensschwester Gabriella Bottani. Sie rief dazu auf, gemeinsam mit dem Papst für ein Ende des Menschenhandels zu beten. Die Comboni-Missionarin ist Koordinatorin der Organisation Talitha Kum, einem internationalen Netzwerk von Ordensfrauen gegen Menschenhandel, das den Welttag zu dem Thema koordiniert. (luk/KNA)