Bischöfe stellen Abschlussbericht zur Missbrauchs-Hotline vor

"Aufarbeitung geht weiter"

Veröffentlicht am 17.01.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann
Bild: © KNA
Missbrauch

Trier ‐ Die deutschen Bischöfe wollen sich weiter für eine konsequente Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche einsetzen. Die Kirche werde sich "mit gleichbleibender Intensität und Konsequenz um eine gründliche und transparente Aufarbeitung bemühen", sagte der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, am Donnerstag in Trier.

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Ackermann äußerte sich bei der Vorstellung des Abschlussberichts der bundesweiten Beratungshotline für Betroffene sexueller Gewalt. Diese hatten die deutschen Bischöfe im März 2010 nach der Aufdeckung zahlreicher Missbrauchsfälle im kirchlichen Bereich gestartet. Ende vergangenen Jahres war sie abgeschaltet worden, nachdem immer weniger Anfrufe eingegangen waren. Der Trierer Bischof betonte, dass es auch nach Abschaltung der Hotline umfangreiche kirchliche Beratungsangebote für Betroffene gebe.

Als einen wichtigen Baustein nannte er die weitere wissenschaftliche Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. Diese war in der vergangenen Woche ins Stocken geraten, nachdem die Bischöfe die Zusammenarbeit mit dem Hannoveraner Kriminologen Christian Pfeiffer bei einer geplanten Studie beendet hatten. Die Studie soll baldmöglichst mit einem neuen Partner fortgesetzt werden.

Dankbar für das Vertrauen der Betroffenen

Mit Blick auf die Beratungshotline bedankte sich Ackermann bei allen Betroffenen, die die Hotline genutzt hätten, für den Mut und das Vertrauen, das diese damit der Kirche geschenkt hätten. "Wir wollen das Vertrauen nutzen, um mit allen Kräften heute und in Zukunft das Verbrechen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen zu verhindern", so der Bischof.

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Video: © Peter Philipp

Der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz hat heute den Abschlussbericht der Hotline vorgestellt. Anschließend stellt er sich den Fragen der Journalisten.

Insgesamt wurden nach Zahlen der Bischofskonferenz über die Hotline 8.465 Gespräche geführt, im Jahr 2012 waren es 691 Gespräche. Der jetzt vorgelegte Abschlussbericht führt unter anderem Geschlecht, Alter, die Art des Delikts und der katholischen Einrichtungen sowie die Folgen des sexuellen Missbrauchs wie zum Beispiel Depressionen, Panikattacken, Suchterkrankungen und Misstrauen gegenüber der Kirche auf. Die Erkenntnisse des Abschlussberichts werden nach Angaben der Bischofskonferenz auch bei der Jahrestagung der Präventionsbeauftragten der Bistümer im Februar sowie bei der Überprüfung der bestehenden Rahmenordnung zur Prävention von sexuellem Missbrauch Berücksichtigung finden, die Ende Januar starten soll.

Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz hatte die Lebensberatung des Bistums Trier im März 2010 die bundesweite Beratungshotline gestartet. Ziel der Hotline war es, die Betroffenen zu ermutigen, über den sexuellen Missbrauch zu sprechen, der ihnen im Bereich der katholischen Kirche angetan wurde, und sie bei der Aufarbeitung des Erlebten zu unterstützen.

Hotline als erster Anlaufpunkt

Nach Angaben der Bischofskonferenz war die Telefonhotline für viele Betroffene ein wichtiger erster Anlaufpunkt und diente als Türöffner bei der Vermittlung weiterer Beratungsangebote. Ursprünglich war das Hotline-Angebot bis September 2011 vorgesehen, wurde dann jedoch zunächst bis April 2012 und später bis Dezember 2012 verlängert. Laut Bischofskonferenz erfolgte die Abschaltung, da die sinkende Nachfrage eine Aufrechterhaltung des Telefon-, Internet- und postalischen Beratungsangebots nicht mehr gerechtfertigt habe.

Betroffene können sich den Angaben zufolge aber weiterhin an die diözesanen Ansprechpartner und Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen der jeweiligen Bistümer sowie die Beratungsstellen des Deutschen Caritasverbandes und die Telefonseelsorge wenden. Neben eigener qualifizierter Beratung vermitteln diese Stellen auch den Kontakt zu externen Beratungsstellen. Die Internetseite www.praevention kirche.de hält die entsprechenden Kontaktdaten und Informationen nach wie vor bereit.

Von Steffen Zimmermann