"Höchststrafe" für Ex-Kardinal

Papst entlässt McCarrick aus dem Klerikerstand

Veröffentlicht am 16.02.2019 um 10:30 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Der Vatikan hat eine Entscheidung getroffen: Der US-amerikanische Ex-Kardinal Theodore McCarrick ist aus dem Klerikerstand entlassen worden. Damit hat er die schärfste Strafe erhalten, die das Kirchenrecht für einen Kleriker vorsieht.

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Wenige Tage vor dem Vatikan-Gipfel zu Missbrauch hat Papst Franziskus den früheren Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick aus dem Klerikerstand entlassen. Das gab der Vatikan am Samstagmorgen bekannt. McCarrick wurde demnach des sexuellen Fehlverhaltens mit Minderjährigen und Erwachsenen in Verbindung mit Machtmissbrauch für schuldig befunden, außerdem des Missbrauchs des Beichtsakraments.

Damit hat der 88-Jährige, der im Juli 2018 seinen Kardinalsstand verlor, die schärfste Strafe erhalten, die das Kirchenrecht für einen Kleriker vorsieht. Zugleich ist er der höchste katholische Geistliche, dem dies in der neueren Zeit widerfährt.

Vorwurf: Priesteramtskandidaten zum Sex verführt

Der ehemalige Erzbischof von Washington (2001 bis 2006) soll zwischen 1970 und 1990 Priesteramtskandidaten zum Sex verführt und mindestens zwei Minderjährige missbraucht haben. Er lebt inzwischen in einem Kloster im US-Bundesstaat Kansas und durfte sein Priesteramt nicht mehr ausüben, bis die Anschuldigungen in einem kirchenrechtlichen Prozess geklärt seien. Dieser ist nun abgeschlossen. Wie die Glaubenskongregation weiter mitteilte, hatte die Behörde ihr Urteil bereits am 11. Januar gefällt. Ein Widerspruch McCarricks wurde zwei Tage später beraten, aber abgelehnt. Diese Entscheidung wurde McCarrick demnach am Freitag mitgeteilt, nachdem der Papst als letzte Autorität das Urteil bestätigte. Ein neuerlicher Widerspruch ist nicht zugelassen. Vatikanischen Kreisen zufolge wollte Papst Franziskus den  Fall vor dem am Donnerstag beginnenden Anti-Missbrauchsgipfel geklärt haben.

Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo, sprach in einer ersten Reaktion von einem "starken Signal, dass Missbrauch nicht hingenommen wird". DiNardo weiter: "Kein Bischof, egal wie einflussreich, steht über dem Kirchenrecht." Das Erzbistum Washington teilte mit, man hoffe, die Entscheidung aus dem Vatikan trage zu einem "Heilungsprozess" bei allen Betroffenen von Missbrauch bei.

Opfer: "Nichts kann mir meine Kindheit zurückbringen"

Der Leiter des Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana, Hans Zollner, sagte der katholischen Wochenzeitung "The Tablet", der Vatikan habe eine "sehr starke Entscheidung" getroffen. "Sie zeigt, dass die Verfahren in Gang gesetzt werden, auch wenn es sich um einen Kardinal handelt", so der Jesuit. James Grein, eines von McCarricks Opfern, zeigte sich erleichtert. Er betonte zugleich: "Nichts kann mir meine Kindheit zurückbringen."

Eine Entlassung aus dem Klerikerstand bedeutet den Verlust aller kirchlichen Vollmachten und Ämter, die in Zusammenhang mit dem Weihesakrament stehen. Der Betroffene darf etwa weder als Geistlicher auftreten noch die Sakramente spenden und verliert auch seinen Anspruch auf Unterhalt durch die Kirche. An den Zölibat ist er jedoch weiterhin gebunden. (mal/KNA)

16.02.2019, 17.28 Uhr: Ergänzt um weitere Details und Stimmen.