Umgang mit Missbrauch: Kamphaus sieht eigene Fehler
Nach den Worten des Limburger Bischofs Georg Bätzing sieht sein Vorvorgänger Franz Kamphaus (87) eigene "Fehler" im Umgang mit sexuellem Missbrauch. Der Altbischof verfolge die Situation insbesondere seit der Veröffentlichung der kirchlichen Missbrauchsstudie im September sehr genau, sagte Bätzing in einem Interview, das am Mittwochabend im Programm hr-info des Hessischen Rundfunks ausgestrahlt wird: "Im Grunde sagt er jetzt schon: 'Aus der Perspektive von heute muss man sagen: Wir haben Fehler gemacht. Und wir würden Situationen anders einschätzen'." Weiter sagte der amtierende Bischof: "Das berührt ihn sehr." Auf die Nachfrage, wen Kamphaus mit "wir" meine, erläuterte Bätzing, der Altbischof meine damit sich selbst.
Kamphaus war 25 Jahre lang - von 1982 bis 2007 - Bischof von Limburg. Darauf folgte von 2008 bis 2014 Franz-Peter Tebartz-van Elst. Bätzing leitet seit September 2016 das Bistum Limburg. Kamphaus lebt seit seiner Emeritierung im Sankt Vincenzstift in Rüdesheim-Aulhausen als Seelsorger mit geistig und mehrfach schwerbehinderten Menschen zusammen.
Auch andere Bischöfe äußerten sich zu ihren Vorgängern
Bätzing sagte weiter, bei Missbrauchsfällen habe die Kirche generell "lange Jahrzehnte den verkehrten Blick eingenommen" und gefragt, ob diese der Kirche schaden oder wie man mit den Tätern umgehen müsse. Die Perspektive der Opfer sei aber vernachlässigt worden: "Wir haben nicht gesehen, dass Menschen so verwundet, so verletzt sind, dass sie oft ihr Leben gar nicht in den Griff kriegen." Inzwischen habe sich die Sichtweise der Kirche geändert, betonte Bätzing, der sich mehrfach mit Missbrauchsopfern getroffen hat.
In den vergangenen Monaten hatten sich zudem weitere Diözesanbischöfe zum Umgang ihrer Vorgänger mit Missbrauchsfällen geäußert. So entschuldigte sich der Freiburger Erzbischof Stephan Burger im Oktober für das Verhalten seiner "Vorgänger und der Verantwortlichen in der Bistumsleitung" im Umgang mit Missbrauchstätern. Er räumte ein, dass Alterzbischof Robert Zollitsch während seiner Amtszeit in diesem Bereich Fehler begangen habe. Auch der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer gab zu, dass einer seiner Vorgänger im Umgang mit Missbrauchsfällen nicht richtig gehandelt habe. Der damalige Bischof Josef Homeyer habe "mit seiner Bistumsleitung nicht nur versagt, sondern sie haben fürchterliche Dinge zugedeckt, und das ist eine Katastrophe", so Wilmer im vergangenen Jahr. (rom/KNA)