Erzbistum Krakau kritisiert Missbrauchsbericht von Opferverein
Das Erzbistum Krakau hat den Bericht eines polnischen Opfervereins über sexuellen Kindesmissbrauch durch katholische Geistliche kritisiert. Der Papst Franziskus am Mittwoch im Vatikan übergebene Bericht enthalte "unwahre und manipulierte Informationen", heißt es in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung. Darin gibt das Erzbistum jedoch nicht an, welche Schilderungen in dem Bericht falsch seien.
Erzbischof Marek Jedraszewski lege "besonderen Wert auf die gründliche, zuverlässige, gerechte Prüfung von eventuellen Anschuldigungen des sexuellen Missbrauchs gegen Priester", wird in der schriftlichen Stellungnahme betont. Er engagiere sich vollkommen für die Etablierung von Mechanismen für die Prävention von Missbrauch und die Verteidigung von Opfern. Anlaufstellen für Betroffene und ihre Angehörigen nenne das Bistum etwa prominent auf seiner Internetseite, hieß es.
Der Opferverein "Habt keine Angst" beschuldigt in seinem Bericht Jedraszewski sowie 23 amtierende und ehemalige Bischöfe, Missbrauchstäter geschützt oder einfach nur in eine andere Pfarrei versetzt zu haben. Der Krakauer Erzbischof sei einer der "glühendsten Verteidiger" des früheren Posener Erzbischofs Juliusz Paetz, so der Verein.
Paetz werden sexuelle Übergriffe auf Seminaristen und Priester vorgeworfen; er weist dies zurück. 2002 hatte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) den Rücktritt des damals 67-Jährigen ohne Angabe näherer Gründe angenommen. Die Bischofskongregation erlegte Paetz seinerzeit Beschränkungen für sein priesterliches Wirken auf.
"Schamgefühl und inneres Leid"
Jedraszewski nimmt als stellvertretender Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz am Anti-Missbrauchsgipfel mit Franziskus im Vatikan teil. Er vertritt Erzbischof Stanislaw Gadecki, der wegen einer schweren Lungenentzündung nicht zum Vatikangipfel reisen konnte.
In einer Video-Botschaft aus Rom bekundete Jedraszewski mit Blick auf das "Böse", was den jungen Menschen widerfahren sei, sein "Schamgefühl und sein inneres Leid". Er betonte: "Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass wir diese schwierige, mit Reue und Besinnung gefüllte Zeit überleben." Die Kirche werde sich erneuern und Kraft finden.
Nach Angaben des Opfervereins haben polnische Gerichte bislang 85 Priester verurteilt. Auf einer Online-Landkarte hat der Verein 384 Missbrauchsopfer eingetragen. Er fordert eine unabhängige Kommission zur Aufarbeitung der sexuellen Verbrechen und der Rolle der Kirche. (KNA)