Nach Anti-Missbrauchsgipfel: Diözese Rottenburg mit neuen Maßnahmen
Das Bistum Rottenburg-Stuttgart hat unmittelbar nach dem Ende des Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der diözesanen Missbrauchskommission gestärkt. Man habe "die seit 2003 arbeitende Kommission sexueller Missbrauch (KsM) in Zusammensetzung und Arbeitsweise modifiziert", heißt es in einem am Montag veröffentlichten Brief von Bischof Gebhard Fürst an seine Mitarbeiter. Künftig würden nur noch die ehrenamtlichen, also die nicht unmittelbar vom Bischof abhängigen Mitglieder Stimmberechtigung haben. Das hauptamtliche Personal habe dagegen "nur noch eine beratende Funktion".
Der Brief sei eine Reaktion auf die "Kinderschutz-Konferenz" im Vatikan, heißt es in der entsprechenden Mitteilung der Diözese. In den vergangenen vier Tagen hatten Papst Franziskus und rund 190 Vorsitzende der nationalen Bischofskonferenzen über das Thema Missbrauch und dessen Bekämpfung in der Kirche gesprochen. Die Reaktionen auf das Treffen fielen gemischt aus. Unter anderem wurden die Abschlussrede des Papstes sowie ein fehlender Maßnahmenkatalog kritisiert.
Fürst will einen unabhängigen Gerichtshof
Doch auch wenn der Papst zum Abschluss des Treffens "nur" Leitlinien und "nicht, wie von vielen erhofft, konkrete Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch vorgestellt hat, geht von dem Treffen in Rom doch ein Signal an die Weltkirche aus", schreibt Bischof Fürst. Die Leitlinien seien "für uns Bischöfe ein klarer Arbeitsauftrag des Papstes". Er selbst habe mit seinen Mitarbeitern deshalb einige Maßnahmen auf den Weg gebracht. So will der Bischof unter anderem die Zertifizierung von Einrichtungen ermöglichen, "die sich in der Prävention sexuellen Missbrauchs angemessen und kompetent verhalten". Zudem sollen in den kommenden fünf Jahren rund 15.000 Beschäftigte und zusätzlich viele tausend Ehrenamtliche nach einheitlichen Standards beim Thema Missbrauch sensibilisiert werden.
Als weitere Punkte im Kampf gegen sexuellen Missbrauch schlägt Fürst vor, einen unabhängigen Gerichtshof aller Diözesen in Raum der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für entsprechende Straffälle zu schaffen. "Ich werde mich auf der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in diesem März dafür einsetzen, hierfür übergeordnete Strukturen zu schaffen." Ähnliche Forderungen stellten zuvor schon der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sowie die Bischöfe Franz-Josef Boder (Osnabrück) und Stefan Oster (Passau). Man brauche eine eigene kirchliche Gerichtsbarkeit für Missbrauchsfälle, "damit die Verfahren für Priester nicht immer langwierig und zum Teil ergebnislos über Rom laufen müssen", so Oster. (bod)