Bedauern über fehlende Einladung zur DBK-Vollversammlung

Opfer-Verein fordert unabhängige Aufarbeitung aller Missbrauchsfälle

Veröffentlicht am 08.03.2019 um 16:31 Uhr – Lesedauer: 

Offenburg ‐ Wenn die Bischöfe in der kommenden Woche über Konsequenzen aus der Missbrauchsstudie debattieren, dann sind keine Betroffenenvertreter dabei: Das bedauert der "Eckige Tisch" – die Initiative hat einige Forderungen an die Kirche.

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Der Sprecher der Opfer-Initiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, hat die Bischöfe vor ihrer Frühjahrsvollversammlung aufgefordert, alle Missbrauchsfälle der vergangenen Jahrzehnte von Staatsanwaltschaft und Polizei aufarbeiten zu lassen. "Wir fordern eine Aufarbeitung auch der verjährten Fälle durch kriminalistisch geschulte Experten von staatlichen Stellen", sagte Katsch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dafür könne die Kirche eine Vereinbarung mit dem Staat schließen.

Die Bistümer sollten den Behörden dann uneingeschränkt Zugang zu den Akten gewähren, forderte der Sprecher: "Die Taten müssen wie Verbrechen aufgeklärt werden. Die Kirche darf sich nicht länger selbst erforschen."

Weg für einheitlich geregelte Entschädigungen ebnen

Die Deutsche Bischofskonferenz trifft sich von Montag an im emsländischen Lingen zu ihrer Frühjahrsvollversammlung. Ein zentrales Thema sind die zahlreichen Fälle sexuellen Missbrauchs der vergangenen Jahrzehnte.

Katsch sagte, die Bischöfe müssten den Weg für einheitlich geregelte Entschädigungen ebnen: "Um Aufarbeitung und Entschädigung dürfen sie sich nicht länger herumdrücken. Wir warten darauf bereits neun Jahre." Bei Entschädigungen halte er sechsstellige Summen in den meisten Fällen für angemessen. Die Höhe müsse sich an dem Schaden orientieren, den der jeweilige Priester mit seiner Tat im Leben der Opfer angerichtet habe, sagte Katsch, der selbst als Jugendlicher von Jesuitenpatres missbraucht wurde.

Bedauernd über fehlende Einladung von Betroffenen

Die Kirche würde damit laut Katsch endlich für ihr eigenes Versagen einstehen, dass sie Täter jahrzehntelang geschützt und Taten vertuscht habe. Das Argument, den meisten Betroffenen gehe es nicht um Geld, sondern darum, dass man ihnen zuhöre und glaube, hält der Opfersprecher für zu kurz gegriffen. Längst nicht alle hätten sich bisher zu Wort gemeldet. Und der Wunsch nach Entschädigung könne auch später noch auftreten.

Er hätte sich gewünscht, dass er oder andere Opfer zur Konferenz der Bischöfe eingeladen worden wären, sagte Katsch. In jedem Fall müssten die Opfer in die Aufarbeitung der Taten einbezogen werden.

"Niemand kennt Täterstrategien besser als die Opfer", sagte er. Die im Herbst vorgestellte wissenschaftliche Studie liefere zwar Zahlen. Aber es würden keine Namen und keine Details der Taten genannt. (epd)