Kirchen eröffnen Fastenaktionen – Jugend und Ehrlichkeit im Fokus
Mit TV-Gottesdiensten im Kölner Dom und im hessischen Oestrich-Winkel haben beide großen Kirchen am Sonntag offiziell ihre diesjährigen Fastenaktionen eröffnet. Die evangelische Kampagne "7 Wochen Ohne" trägt das Motto "Mal ehrlich! Sieben Wochen ohne Lügen". Die Zukunft junger Menschen in El Salvador steht im Mittelpunkt der Aktion des katholischen Hilfswerks Misereor.
Kardinal Rainer Maria Woelki machte in seiner Predigt im Kölner Dom auf die politische und kriminelle Gewalt aufmerksam, die das mittelamerikanische Land seit Jahrzehnten zerreiße. Arbeitslosigkeit, Armut, und Perspektivlosigkeit prägten den Alltag in dem mittelamerikanischen Land. Die von Misereor geförderten Projekte machten sich stark "für eine Zukunft jenseits des Teufelskreises aus Gewalt und Gegengewalt, aus Armut und Flucht".
Für viele Jugendlichen bedeuteten die Jugendbanden mit ihrem Drogen- und Waffenhandel die Verlockung des schnellen Geldes, sagte Woelki weiter. Wer in einer Jugendbande mitmache, gehöre zu denen, die Macht und Geld hätten. Durch die Projekte von Misereor lernten junge Menschen hingegen wieder das Träumen von einem neuen Himmel und einer neuen Erde, in denen Gerechtigkeit wohnten. Sie lernten Vertrauen in ihre Stärke und Fähigkeiten und sie gestalteten damit ihr Leben und ihr soziales Umfeld.
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Misereor ist das katholische Hilfswerk für Entwicklungszusammenarbeit. Bis Ostern sind verschiedene Aktionen wie der Verkauf von Brot oder gemeinsame Fastenessen in den Gemeinden geplant, um Spenden für Misereor-Projekte zu sammeln. Höhepunkt ist der Misereor-Sonntag am 7. April, an dem bundesweit in allen katholischen Gottesdiensten um Spenden gebeten wird. Seit seiner Gründung im Jahr 1958 hat das Hilfswerk nach eigenen Angaben über 108.000 Projekte mit mehr als sieben Milliarden Euro unterstützt. Zurzeit fördert das Werk mehr als 2.900 laufende Projekte in knapp 90 Ländern.
Bischöfin Breit-Keßler warnt vor ausufernden Lügen im Netz
Der zentrale evangelische Eröffnungsgottesdienst mit der Kuratoriumsvorsitzenden der Fastenaktion, der Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, fand im hessischen Oestrich-Winkel statt. Aufrichtig und wahrhaftig zu leben sei heilsam und befreiend, erklärte sie. "Wir befinden uns in einer Welt, in der die Lüge pathologisch gelebt wird", sagte die Theologin mit besonderem Blick auf das Internet. In sozialen Netzwerken "tummeln sich mental asoziale Menschen, die andere vernichtend attackieren", sagte Breit-Keßler. Es zähle nur noch die "eigene, empfundene Meinung, das eigene Bild von sich und anderen – unabhängig von jeder Realität". Der "ganze Wahnsinn" zeige sich in dem Begriff "Alternative Fakten". Sie warnte in diesem Zusammenhang vor einem kulturellen Niedergang.
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Menschen belögen sich selbst auch, weil die Wahrheit manchmal weh tue, erklärte Breit-Keßler. Die Unstimmigkeit zwischen den eigenen Wünschen, Sehnsüchten und Hoffnungen und der Realität sei oft groß: "Dann belügen sich Menschen, damit sie dem, was sie schmerzt, ausweichen können." Auf Dauer werde aber niemand damit glücklich, wenn er sich selbst in die Tasche lüge. Es sei durchaus anstrengend, den Tatsachen ins Auge zu schauen, räumte Breit-Keßler ein. Die kommenden sieben Wochen mit der Fastenaktion seien eine gute Gelegenheit dazu. Es gebe nichts, was man sich und Gott verheimlichen müsse.
"7 Wochen Ohne" ist die bundesweite jährliche Fastenaktion der evangelischen Kirchen zwischen Aschermittwoch (6. März) und Ostern (21. April). Die vor mehr als 30 Jahren gegründete Aktion "7 Wochen Ohne" soll helfen, diese Wochen bewusst zu erleben und zu gestalten. Koordiniert wird die Aktion von einem Projektbüro im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main. Traditionell greifen viele Kirchengemeinden das aktuelle Thema von "7 Wochen Ohne" auf und gründen Fastengruppen. Ein Kalender, ein Begleitbuch und Fastenmails bieten Anregungen für eine intensive Beschäftigung. (luk/epd/KNA)