Kardinal Ezzati tritt von Bistumsleitung zurück
Der im Zusammenhang mit dem katholischen Missbrauchsskandal unter Druck stehende chilenische Kardinal Ricardo Ezzati hat die Leitung seines Erzbistums Santiago abgegeben. Papst Franziskus habe den Amtsverzicht angenommen, teilte der Vatikan am Samstag mit. Als Übergangsleiter ernannte der Papst den Kapuziner Celestino Aos Braco, bislang Bischof von Copiapo in Nordchile.
Missbrauchsopfer werfen Ezzati wie auch seinem Vorgänger Kardinal Francisco Errazuriz seit Jahren vor, Täter geschützt und die Aufklärung verschleppt zu haben. Ezzati wurde im Januar 77 Jahre alt; mit 75 sind katholische Bischöfe gehalten, dem Papst ihren Rücktritt anzubieten.
Ezzati trat 1959 ins Noviziat der Salesianer Don Boscos in Chile ein und lebt seitdem dort, unterbrochen von Studienaufenthalten in Italien und Frankreich. 1996 wurde er zum Bischof der südchilenischen Stadt Valdivia ernannt, 2010 zum Erzbischof der Hauptstadt Santiago de Chile und 2014 machte ihn Papst Franziskus zum Kardinal. Von 2010 bis 2016 war Ezzati zudem Vorsitzender der Chilenischen Bischofskonferenz.
9 der 27 (Erz-)Diözesen Chiles vakant
Einer der prominentesten Kritiker Ezzatis, der als Jugendlicher von einem Priester in Chile sexuell missbrauchte Juan Carlos Cruz, hatte erst in einem am Freitag veröffentlichten Interview der chilenischen Zeitschrift "La Segunda" gesagt, Ezzatis Tage seien gezählt. Für die chilenischen Bischöfe sei "der Karneval vorbei". Cruz bekundete jedoch Sorge, Ezzati könne sich als gebürtiger Italiener in sein Heimatland absetzen, um sich einer Strafverfolgung in Chile zu entziehen.
Der Übergangsleiter des Erzbistums Santiago, Aos, wurde am 6. April 1945 im spanischen Artaiz geboren und trat mit 18 Jahren in den Kapuzinerorden ein. Nach seiner Priesterweihe studierte er Psychologie in Barcelona und in Santiago de Chile. In Chile war er unter anderem an Kirchengerichten tätig. Papst Franziskus ernannte ihn am 25. Juli 2014 zum Bischof von Copiapo.
Der Sitz des Erzbischofs von Santiago ist mit dem Rücktritt von Ezzati und ohne die Ernennung eines regulären Nachfolgers rechtlich gesehen vakant. Als Übergangsleiter nimmt Aos zwar im wesentlichen die Rechte und Pflichten eines Ortsbischofs wahr, handelt als "Apostolischer Administrator" aber als Stellvertreter des Papstes, also auch in enger Anbindung an Rom.
Mit der Ernennung von Aos sind nach Angaben des Erzbistums Santiago neun der 27 kirchlichen Verwaltungseinheiten in Chile vakant und mit einem Apostolischen Administrator besetzt. Es handelt sich um San Felipe, Valparaiso, Santiago, Rancagua, Talca, Chillan, Valdivia, Osorno und Puerto Montt. (luk/KNA)
23.3.2019, 13:13 Uhr: Ergänzt um die Absätze 4-7