Religiöses Engagement in Deutschland

Kirchliche Stiftungen: Für Arme, Pfarrer und Gotteshäuser

Veröffentlicht am 16.05.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Viele Stiftungen in Deutschland können auf eine jahrhundertelange Geschichte zurückblicken. Einige davon haben sich bis heute religiösen Anliegen verschrieben. Katholisch.de stellt fünf unterschiedliche Stiftungen vor, die seit über 200 Jahren ihrer Aufgabe nachgehen.

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Breisgauer Katholischer Religionsfonds

Im 18. Jahrhundert, in der Regierungszeit des Habsburger Kaisers Joseph II., wurde dieser Fonds ins Leben gerufen – denn ein Teil des Breisgaus, das sogenannte Vorderösterreich, gehörte damals den Habsburgern. Durch die Säkularisation waren alle Klöster aufgehoben worden – gerade die Orden hatten sich aber vorher jahrhundertelang um den Unterhalt der Kirchen und Pfarrhäuser in der Region gekümmert. Diese Aufgabe sollte nun die Stiftung übernehmen, die ironischerweise vor allem mit Vermögen der aufgehobenen Klöstern ausgestattet wurde. Seitdem kümmert sich der Fonds um den Erhalt der vielen mitunter historisch wertvollen Gebäude in vorderösterreichischen Baden. Seit 2005 unterstützt die Stiftung auch Kirchengemeinden bei Baumaßnahmen. Sie gehört heute zum Erzbistum Freiburg und geht ihrer Aufgabe unverändert nach. Genauso hat eine historische Auflage bis zum heutigen Tag Bestand: Die Gebäude und Gemeinden müssen sich auf ehemals Habsburger Gebiet befinden.

Katholische Waisen- und Armenkinderhaus-Stiftung Augsburg

Diese Stiftung ist eine der ältesten ihrer Art in Europa: 1572 kaufte die Stadt Augsburg ein Gebäude in der Innenstadt und eröffnete dort ein überkonfessionelles Waisenhaus. In der Folgezeit wurde an der religiösen Ausrichtung der Einrichtung mehrmals gezerrt: Während des Dreißigjährigen Kriegs bekam das Haus eine katholische Prägung, nach Ende des Krieges wurde es den Protestanten zugesprochen. Katholischerseits errichtete man 1649 an anderer Stelle eine Unterkunft für Waisen, die es an diesem Ort bis heute gibt. Im 19. Jahrhundert wirkte dort ein Frauenorden, dessen Schwestern eine Schule für die Kinder gründeten. Seit Anfang der 1960er Jahre gehört das Haus nicht mehr der Stadt, sondern ist eigenständig. Die Ordensfrauen schlossen aus Personalmangel 1967 die Schule und zogen sich Mitte der 1980er Jahre ganz aus der Einrichtung zurück. Heute leben 700 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen drei und 20 Jahren im Haus – zum Teil auch mit deren Familien. Denn die Einrichtung nennt sich "Kinder-, Jugend- und Familienhilfe". Die seit 1572 bestehende Stiftung hat bis auf den heutigen Tag nur einen Zweck: das Haus für die jungen Menschen zu erhalten.

Bild: © nattanan - stock.adobe.com

Stiftungen können vieles bewirken. Auch im kirchlichen Bereich gibt es einige davon.

Stiftung Großer Gotteskasten zu Gardelegen

In einem "Gotteskasten" wurde im Mittelalter das Vermögen einer Gemeinde aufbewahrt, in Form einer großen Truhe. Darin befanden sich dann Geld und wichtige Urkunden. Als ein solcher Kasten versteht sich auch die Stiftung im sachsen-anthaltinischen Gardelegen. Ihre Wurzeln reichen bis in mittelalterliche Zeiten zurück, ihre heutige Form hat sie seit 1723. In dieser Stiftung sind die Grundstücke und Immobilien der Gemeinde zusammengefasst. Was mit den Erträgen aus Vermietung und Verpachtung geschehen soll, ist festgelegt: Jeweils ein Drittel des Geldes wird als Zuschuss für die Besoldung von Pfarrern und anderen kirchlichen Mitarbeitern in der Stadt verwendet. Das verbleibende Drittel ist für die Unterhaltung der Kirchengebäude bestimmt. So sorgt die Stiftung seit fast 300 Jahren für den Fortbestand des kirchlichen Lebens in Gardelegen.

Elisabeth Krauß’sche Stipendienstiftung

Für ihre Zeit war die Geschichte der Elisabeth Krauß außergewöhnlich: Die Bauerntochter verdiente ab dem Alter von zehn Jahren ihr Geld als Dienstmagd. Das tat sie so gut, dass ihr letzter Dienstherr sie 1598 heiratete. Mit ihm lebte sie 34 Jahre lang zusammen, bis er 1632 starb, auch die drei Kinder aus der Ehe wurden nicht alt. Schon zu Lebzeiten machte Krauß als Philanthropin auf sich aufmerksam und gründete mehrere Stiftungen. Eine von ihnen gründete sie 1625, diese sollte jedes Jahr zwölf bedürftige Theologiestudierende unterstützen. Sie galt als eine der größten und angesehensten evangelischen Stiftungen ihrer Zeit, innerhalb von drei Jahrhunderten kamen 1.500 Studenten in den Genuss des Stipendiums. Doch wie andere Stiftungen auch wurde das Kapital von der Inflation der 1920er Jahre beinahe vollständig dahingerafft. Erst 1994 kam neues Leben in die Stiftung: Die Evangelische Kirche Bayerns belebte die Stipendien wieder. Seitdem wurden insgesamt 70 Studierende der Fachrichtungen Theologie, Jura und Medizin unterstützt.

Die ehemalige Dominikaner-Kirche St. Antonius in Knyazhycy, Weißrussland.
Bild: ©stock.adobe.com – stomma

Damit Kirchen nicht so aussehen, kümmern sich Stiftungen um ihren Erhalt. (Symbolbild)

Fuggersche Prädikaturstiftung in St. Moritz

Die Fugger sind für ihre vielen Stiftungen bekannt: Durch gut gehende Handelsgeschäfte zu Geld gekommen, gründete Jakob Fugger "der Reiche" 1521 unter anderem die bekannte Fuggerei, die heute 150 bedürftigen Augsburger Katholiken kostengünstigen Wohnraum bietet – die Jahreskaltmiete beträgt gerade einmal 88 Cent und drei Gebete. Doch auch an einer Kirche engagierten sich die Fugger: Getrieben vom Wunsch nach einer besseren Predigt, errichteten sie 1510 die Prädikaturstiftung, die zum Unterhalt des Geistlichen an der Kirche beiträgt. Dafür dürfen die Fugger bis heute über den Pfarrer von St. Moritz mitbestimmen. Diese besondere Stellung der Fugger ist in der Kirche auch in Form einer Familienloge zu erkennen.

Von Christoph Paul Hartmann