Dompropst: Kölner Dom ist besser geschützt als Notre-Dame
Mit dem Kölner Dom ist Gerd Bachner für ein einzigartiges kulturelles und geistliches Wahrzeichen verantwortlich. Deswegen ist er in Gedanken heute besonders nahe bei den Menschen in Paris und initiierte ein Zeichen der Solidarität, an dem sich Kathedralen in ganz Europa beteiligten.
Frage: Herr Bachner, anders als in Notre-Dame besteht das Dach des Kölner Doms nicht primär aus Holz, sondern aus Eisen. Ist der Dom damit vor einer ähnlichen Brandkatastrophe besser geschützt?
Bachner: Es kann natürlich immer etwas passieren. Aber wir haben hier in Köln schon ein deutlich geringeres Risiko als in Paris. Damals im 19. Jahrhundert haben sich die Kölner Baumeister sowohl beim Dach als auch beim Vierungsturm für eine Eisenkonstruktion entschieden und gegen Holzkonstruktion. Damit haben wir, was Risiken bei Restaurierungsarbeiten im Dachstuhl und an anderen Orten angeht, schon eine andere Ausgangslage.
Frage: In Paris sind noch kurzfristig Kathedralschätze gerettet worden. Würde das im Kölner Dom auch funktionieren?
Bachner: Natürlich haben auch wir entsprechende Evakuierungspläne und ein detailliertes, klares, Sicherheitskonzept. Außerdem gibt es regelmäßig Begehungen und Übungen zusammen mit der Feuerwehr. Wir haben also für ganz unterschiedliche Szenarien und Situationen genau geregelt, wer was wann zu tun hat. Das passiert dann in Kooperation zwischen der Feuerwehr und unseren eigenen Sicherheitsdiensten.
Frage: Gibt es denn eine Prioritätenliste, welche Schätze bei einem Brand zuerst in Sicherheit zu bringen sind - der Schrein mit den Reliquien der heiligen drei Könige zum Beispiel? Oder gibt es am Bauwerk sensible Stellen, die besonders leicht brennen?
Bachner: Natürlich gibt es solche Überlegungen zu den Domschätzen und auch solche Stellen am Gebäude. Aber das betrifft die Sicherheit des Domes und deswegen will ich dazu öffentlich keine Details verraten. In Paris war ja — nach allem, was wir bis jetzt wissen — vermutlich sozusagen ein "technischer Grund" die Brandursache, aber es gibt ja auch andere Gründe, warum so etwas passieren kann. Wir werden das Sicherheitskonzept jetzt selbstverständlich nochmal komplett überprüfen.
Frage: Man kann ja trotz aller Bemühungen nicht alle Szenarien vorausahnen. Bei einem Feuer im Dach des Domes – da wäre es doch auch für die Kölner Feuerwehr sehr schwer, heranzukommen…
Bachner: Das sind alles Spezialisten. Und als Dompropst vertraue ich diesen Spezialisten. Sicher kann man niemals 'nie' sagen, aber man kann sagen, dass wir hier in Köln alles menschenmögliche tun, um ein ähnliches Drama zu verhindern. Trotzdem ist jeder Mensch eben nur ein Mensch und daher gibt es auch immer einen Faktor, den man nicht berechnen kann. Aber die Kooperation mit der Feuerwehr ist sehr gut.
Frage: Geht Ihnen diese Katastrophe als demjenigen, der für eine ähnlich weltbedeutende Kathedrale verantwortlich ist, auch persönlich nahe?
Bachner: Mir als Dompropst und auch dem Dombaumeister Peter Füssenich ist es ganz wichtig, den Menschen in Paris unser Mitgefühl auszusprechen. Zwischen Notre-Dame und dem Kölner Dom gibt es eine ganz enge Verbindung. Einerseits bautechnisch – gerade mal 200 Jahre vor dem Kölner Dom ist Notre-Dame als einer der ersten großen gotischen Kathedralen gebaut worden. Von dem dortigen Stil und den Bauplänen sind wir stark beeinflusst. Aber auch die Bedeutung ist eine ähnliche. Der Kölner Dom ist für Deutschland das Wahrzeichen, das Notre-Dame für Frankreich ist. Deswegen empfinde ich sehr eng mit, welchen Schmerz unsere französischen Freunde jetzt haben. In der vergangenen Nacht haben Dombaumeister Füssenich und ich überlegt, welches Zeichen wir setzen können. Und da haben wir es initiiert, dass heute um 12 Uhr die Glocken am Kölner Dom läuten. Viele europäische und deutsche Kathedralen haben sich unserem Ruf angeschlossen. Es war ein großes Zeichen der Solidarität. Auch in unser Gebet schließen wir die Menschen in Frankreich und besonders den schwer verletzten Feuerwehrmann mit ein.