Entscheidung in Bayern fiel vor einem Jahr

Söder: Würde "Kreuz-Erlass" heute möglicherweise anders einführen

Veröffentlicht am 18.04.2019 um 11:46 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg ‐ Vor einem Jahr fiel der Beschluss, in allen bayerischen Dienstgebäuden ein Kreuz anzubringen. Es folgte massive Kritik – auch vonseiten der Kirche. Im Rückblick sieht Ministerpräsident Söder selbst die Einführung nicht ganz unkritisch.

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Ein Jahr nach dem umstrittenen "Kreuz-Erlass" der bayerischen Staatsregierung schlägt Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nachdenkliche Töne an. Er stehe zwar weiterhin zu dem Beschluss, im Eingangsbereich sämtlicher Landesbehörden ein Kruzifix anzubringen, sagte der CSU-Chef der "Augsburger Allgemeinen" (Donnerstag). Doch würde er die Einführung heute möglicherweise nicht wieder genauso machen: "Über die Art und Weise kann man sicher diskutieren." Der Erlass sei jedoch ein wichtiges Signal gewesen, deshalb stehe er "selbstverständlich" auch heute noch dazu.

Ob der Erlass tatsächlich in allen Landesbehörden umgesetzt werde, "weiß ich nicht zu 100 Prozent", fügte Söder hinzu. "Dafür ist das Innenministerium zuständig, aber wir haben das immer sehr liberal gehandhabt." Seit 1. Juni 2018 ist ein Kreuz im Eingangsbereich für alle Dienststellen mit Ausnahme von Museen und Theatern vorgeschrieben. Die Regierung hatte den Beschluss im April gefasst.

Bundesweite Kritik

Der Erlass hatte für bundesweite Kritik gesorgt, auch vonseiten der Kirchen. Der daraufhin angekündigte "Runde Tisch" fand nach Informationen der Zeitung nie statt. Dies bestätigte den Angaben zufolge ein Sprecher des Erzbistums München und Freising: "Wir stehen im guten Dialog mit der Staatsregierung, es gibt einen produktiven Austausch über aktuelle Themen. Ein Treffen im Rahmen eines von Markus Söder angekündigten Runden Tisches hat aber bislang nicht stattgefunden."

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, hatte seinerzeit erklärt, der Staat könne eine christliche Prägung nicht befehlen. Der christliche Glaube könne zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen, nicht aber dadurch, dass er "wie eine Waffe gegen andere" gerichtet werde." Auch andere Kirchenvertreter sprachen sich gegen eine "Verzweckung" des christlichen Symbols aus.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer dagegen lobte Söders Initiative und bezeichnete Kritik daran aus den Kirchen als nicht gut. Das Kreuz sei "in unserer bayerischen Heimat ein vorstaatliches Fundament" und zudem "erfolgreichstes christliches Logo aller Zeiten". Er begrüße es, "wenn wir in der Öffentlichkeit das Kreuz immer wieder vor Augen gestellt bekommen". Kurienerzbischof Georg Gänswein bezeichnete den Erlass als "nicht nur zumutbar, sondern auch hilfreich". Das Kreuz erinnere auch nichtgläubige Staatsdiener "an ihre Verantwortung, der Würde und Freiheit der Menschen zu dienen". (tmg/KNA)