Standpunkt

Schuleschwänzen für das Klima: Danke Greta!

Veröffentlicht am 06.02.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Was fordert uns noch heraus und lässt uns handeln für die Schöpfung? Satellitenbilder von der Erde hätten ihre Wirkung verloren, sagt Simon Linder. Zum Glück gebe es noch engagierte Schüler wie die schwedische Aktivistin Greta Thunberg.

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Der Medientheoretiker Marshall McLuhan stellte einst eine These auf: Die Menschheit habe erst, nachdem der erste künstliche Erdsatellit, die Sputnik 1, im Jahr 1957 Bilder von der Erde aus dem All sandte, darüber nachgedacht, was mit unserer Umwelt – wer mag, darf sie Schöpfung nennen – eigentlich geschieht. Erst dann habe der Planet aufgehört, Natur zu sein, und wurde zu einem menschlichen Kunstwerk, für das wir jetzt vollständig verantwortlich seien, so McLuhan.

Noch heute mögen Aufnahmen unseres Planeten faszinierend sein, eine herausfordernde Wirkung haben sie kaum noch. Es braucht neue Reize. Ich bin froh, dass Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt, allen voran die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, diese nun setzen. Sie lassen sich die rücksichtslose Klimapolitik der vergangenen Jahre und Jahrzehnte nicht mehr gefallen und setzen ein Zeichen des Widerstands, indem sie alle paar Wochen freitags die Schule schwänzen, um zu demonstrieren.

Der Hip-Hopper Dendemann rappt auf seinem neuen Album "da nich für!" im Song "Keine Parolen" gesellschaftskritisch über Menschen – er nimmt sich selbst nicht aus –, die es sich in ihrem Alltag gemütlich eingerichtet haben. Er lässt sie sagen: "Wir haben nur noch transparente Transparente, wir wollen keine Prinzipien, keine Parolen."

Dendemann beschreibt die Haltung, gegen die sich die Schülerinnen und Schüler mit ihrem Protest lautstark zur Wehr setzen. Ich freue mich über jedes beschriebene Transparent bei den Freitags-Demos – mit "Skolstrejk för klimatet", wie auf dem inzwischen berühmt gewordenen Plakat von Greta Thunberg, oder mit allerlei unterschiedlichen, manchmal humorvollen ("Rettet unseren Planeten, er ist der einzige mit Pizza!"), aber immer deutlichen Worten. Wir wollen Prinzipien, wir wollen Parolen. Die Enkel, von denen die Generationen vor uns die Erde nur geborgt haben, sind schon geboren. Danke Greta, danke euch allen. Hört nicht auf!

Von Simon Linder

Der Autor

Simon Linder ist Referent für Kirchenpolitik und Jugendpastoral beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und Kolumnist bei der Ludwigsburger Kreiszeitung.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.