Stromversorgung abgestellt – Kurienkardinal knackt Verteilerkasten
Aus Protest gegen die abgestellte Stomversorgung eines besetzten Hauses in Rom hat sich ein Kurienkardinal mit dem Gesetz angelegt. Konrad Krajewski, päpstlicher Beauftragter für die Armenfürsorge, entfernte eigenmächtig die Sicherungsplomben am Verteilerkasten und schaltete den Strom wieder ein, wie italienische Onlinemedien am Sonntag meldeten.
Der polnische Kardinal sprach von einem "Akt der Verzweiflung". Wegen nicht bezahlter Rechnungen waren die 450 Bewohner, unter ihnen 100 Minderjährige, seit einer Woche ohne Licht und Heizung.
Hausbesetzer berichteten laut der Zeitung "Repubblica", Krajewski sei am Samstagnachmittag erschienen und habe angekündigt, persönlich den Strom wieder einzuschalten, wenn die Unterbrechung nicht bis 20 Uhr aufgehoben sei. "Und so war es - Pater Konrad ist in den Schacht gestiegen, hat die Plomben entfernt und das Licht angeschaltet." Der Kardinal habe "die volle Verantwortung" gegenüber der Polizei und dem römischen Stromversorger übernommen, hieß es.
Manipulation gilt als Straftat
Die Manipulation von Sicherungsplomben an elektrischen Einrichtungen gilt in Italien als Straftat. Das Gesetz sieht Haftstrafen von sechs Monaten bis drei Jahren und eine Geldstrafe vor. Italienische Medien zitierten nicht näher genannte vatikanische Quellen, Krajewski habe "im vollen Bewusstsein der möglichen Konsequenzen" gehandelt.
Wie die "Repubblica" weiter berichtet, erschienen am späteren Abend nach der Aktion Techniker des Netzbetreibers in Begleitung mehrerer Polizeiwagen. Zahlreiche Bewohner hätten jedoch die Verteilerzentrale bis drei Uhr morgens blockiert. Das Gebäude in der Via di Santa Croce di Gerusalemme unweit des römischen Hauptbahnhofs ist der Zeitung zufolge seit Oktober 2013 besetzt. Die Immobilie gehöre nicht dem Vatikan, hieß es.
Konrad Krajewski (55) ist seit 2013 päpstlicher Almosenmeister. 2018 nahm ihn Papst Franziskus in das Kardinalskollegium auf. Im Februar erregte Krajewski Aufmerksamkeit, als er die Totenmesse für einen in Rom gestorbenen polnischen Obdachlosen feierte. (tmg/KNA)