Nach umstrittenen Aussagen zum Thema Homosexualität

Kardinal Woelki spricht Priesterausbilder sein Vertrauen aus

Veröffentlicht am 20.05.2019 um 17:05 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Woelki spricht Priesterausbilder sein Vertrauen aus
Bild: © KNA

Köln ‐ Ein Priesterausbilder im Erzbistum Köln hatte Homosexualität unter anderem als "therapierbar" bezeichnet und so für Schlagzeilen gesorgt. Dafür gab es Kritik von Kardinal Rainer Maria Woelki. Dennoch sprach er ihm nun sein Vertrauen aus.

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Kardinal Rainer Maria Woelki hat dem Direktor des Bonner Theologenkonvikts Collegium Albertinum, Pater Romano Christen, nach dessen umstrittenen Aussagen zum Thema Homosexualität sein Vertrauen ausgesprochen. "Wir alle machen Fehler, ich auch, und es ist wichtig, dass ein einzelner Fehler nicht alles andere überschattet. Pater Romano leistet im Collegium Albertinum wertvolle Arbeit, für die ich ihm ausdrücklich gedankt habe", sagte der Kölner Erzbischof am Montag nach einem "ausführlichen Gespräch" mit dem Priesterausbilder in Köln.

Kritik von katholischen Laien und Theologen

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte vor eineinhalb Wochen über einen Vortrag Christens berichtet, in dem dieser vor Studierenden seines Hauses unter anderem erklärt hatte, dass Homosexualität nicht angeboren sei, sondern "Folge einer psychologischen (Fehl)entwicklung". Es gebe Therapien dagegen, die aber nicht immer erfolgreich seien. Bei homosexueller Liebe gehe es "weniger um die reale Begegnung mit einem Du", sondern um eine "narzisstische Suche" eines Betroffenen nach Männlichkeit. Männer mit "tief sitzender homosexueller Tendenz" könnten nicht geweiht werden, wie es auch in vatikanischen Instruktionen festgelegt sei.

Nach Kritik katholischer Laien und namhafter Theologen hatte sich das Erzbistum Köln zwei Tage nach dem Zeitungsbericht von den Aussagen des Priesterausbilders distanziert. Die von Christen geäußerten Ansichten entsprächen nicht der Ansicht von Kardinal Woelki, so Generalvikar Markus Hofmann. Vielmehr lege das Erzbistum Köln großen Wert darauf, "Fragen der Sexualität in der Priesterausbildung intensiv und vorurteilsfrei zu thematisieren und dabei den neuesten Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse darzustellen". Auch Christen selbst bezeichnete seinen Vortrag später als "unzulänglich". Mitunter sei er so formuliert, dass er Missverständnisse allzu leicht ermöglicht habe. Er habe homosexuelle Menschen nicht verletzen wollen und bitte um Entschuldigung. Er halte sie nicht für "krank", was er im Vortrag so auch nicht gesagt habe.

Woelki hält Homosexualität nicht für eine Krankheit

Bei dem heutigen Treffen wiederholte Kardinal Woelki laut dem Erzbistum seine Kritik an einzelnen Äußerungen Christens, von denen er bis zur Berichterstattung in den Medien keinerlei Kenntnis gehabt habe. Zugleich habe der Erzbischof deutlich gemacht, dass er Homosexualität nicht für eine Krankheit halte.

Mit Blick auf die Priesterausbildung sagte der Kardinal: "Wir haben nicht zuletzt durch die schlimmen Erfahrungen des Missbrauchsskandals gelernt, dass wir Sexualität in der Priesterausbildung nicht tabuisieren dürfen, sondern, im Gegenteil, thematisieren müssen." Ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung wolle man allen Priesteramtskandidaten zu einer vertieften Reflexion über ihre Sexualität verhelfen. "Das gehört zur Vorbereitung auf das priesterliche Leben dazu und muss in der Ausbildung seinen festen Platz haben", so Woelki. (stz)