Österreichischer Bischof kritisiert Macher von Strache-Video
Der österreichische Bischof für Europafragen, Ägidius Zsifkovics, sieht in dem Skandal um Österreichs Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache auch die Hersteller des "Ibiza-Videos" im moralischen Zwielicht. Zwar seien die Aussagen Straches "völlig inakzeptabel und voll abzulehnen", betonte der Bischof von Eisenstadt im Interview des Portals "Vatican News" (Dienstag). Doch im Hintergrund gebe es auch noch jene "Kräfte", die Strache hereingelegt hätten. "Diese Kräfte, das ist etwas Grausames. Das ist auch abzulehnen." Zsifkovics verlangte eine vollständige Aufklärung über die Hintergründe des heimlichen Mitschnitts. "Moralisch einwandfrei, würde ich sagen, sind beide Seiten nicht. Weder die vor der Kamera, noch die hinter der Kamera."
In dem zwei Jahre alten Video zeigt der FPÖ-Politiker und spätere Vizekanzler Strache im Gespräch mit einer angeblichen russischen Oligarchen-Nichte Bereitschaft zu Korruption und plant massive politische Einflussnahme auf österreichische Medien vor der Wahl. Nach der Veröffentlichung des heimlich per Videokamera in einer Villa auf der Ferieninsel Ibiza aufgezeichneten Gesprächs trat Strache von allen Ämtern zurück. Die Koalitionsregierung der konservativen ÖVP von Bundeskanzler Sebastian Kurz und der rechten FPÖ brach über den Skandal auseinander. Für September sind nun Neuwahlen angesetzt.
Bischof Zsifkovics sagte, er vertraue darauf, dass Österreichs Institutionen und Demokratie stark genug seien, "dass wieder Licht in dieser moralische Sonnenfinsternis kommt". Er hoffe, dass nun erst recht viele Menschen zur Europawahl gingen, um die Zukunft mitzugestalten.
Schick: Mahnung an alle Demokraten
Ebenfalls am Dienstag äußerte sich der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick zum Skandal um Strache und bezeichnete diesen als Mahnung für alle Demokraten. Das "Strache-Video muss als Weckruf verstanden werden, über Wesen und Ziel der Politik und Auftrag der Politiker nachzudenken", schrieb Schick am auf Facebook: "Politik soll dem Gemeinwohl dienen und Politiker und Politikerinnen müssen sich dafür uneigennützig mit allen Kräften einsetzen: in Kommunen, Staat, Europa, international", so der Erzbischof. Sie sollten reife, ernsthafte und engagierte Persönlichkeiten sein.
Parteien seien Zusammenschlüsse von Frauen und Männer, um sich gegenseitig zu inspirieren und zu motivieren, für die Menschen gute Lebensbedingungen zu schaffen. "Sie dürfen nicht zum Selbstbedienungsladen für Narzissmus und Eigeninteressen benutzt werden", erklärte Schick. Besonders für junge Menschen und die Zukunft aller sei das Nachdenken über Politik unerlässlich. (tmg/KNA)