Wenn Ordensleute Sport treiben

Von skifahrenden Nonnen und Mönchen in der "Muckibude"

Veröffentlicht am 26.05.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Im Vatikan treiben Ordensfrauen, Schweizergardisten und andere Mitarbeiter des Vatikans viel Sport. Sie haben sogar einen eigenen Verein: Athletica Vaticana. Doch wie halten sich Ordensleute in Deutschland fit?

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Sie beten und arbeiten, sind für andere da, und für sich selbst haben sie gar keine Zeit - so sieht das Bild aus, das wohl viele Menschen von Ordensleuten haben. Dass Schwestern und Brüder, Mönche und Nonnen aber durchaus auch Freizeit und Hobbys haben, passt in dieses Kopfkino nicht hinein. Sport etwa. Vor und hinter so mancher Klostermauer rinnt der Schweiß, weil Ordensleute etwas für ihre Fitness tun.

"Eigentlich treiben viele Ordensleute Sport", plaudert Dominikanerin Kerstin-Marie Berretz aus dem Nähkästchen. Sie selbst macht regelmäßig Yoga und besucht einmal in der Woche abends in Oberhausen eine Yogaklasse. Im Dominikanerinnenkloster Arenberg, das auch gerne als "Wellnesskloster" bezeichnet wird, nutzten die dort lebenden Schwestern auch das Fitnessstudio und Schwimmbad. "Wir Dominikanerinnen sind relativ frei, Sport zu treiben", sagt die Ordensschwester.

Wer rastet, der rostet - nach dieser Devise verfährt auch Notker Wolf. Der frühere Abtprimas der Benediktiner aus der oberbayerischen Erzabtei Sankt Ottilien verriet im KNA-Interview, dass er regelmäßig Morgengymnastik macht. Um fünf Uhr in der Früh strecke und dehne er sich ein paar Minuten. Nicht, weil er darauf eine "unbändige Lust" verspüre. Aber "dieses bisschen Sport hilft mir durch den ganzen Tag, ich fühle mich wohler und bin besser gelaunt".

Manche Gemeinschaften bieten ihren Mitgliedern Sportrekreation an, so etwa die Aulendorfer Schulschwestern. Einmal in der Woche werde hier Novizinnensport angeboten, erklärt Provinzoberin Lucilla Hauser. Durch die dem Orden angeschlossene Schule stehe eine Turnhalle zur Verfügung, die dann etwa für Hand- oder Basketball, Lauf- und Rückentraining genutzt werde. "Gerade junge Schwestern, die beruflich viel sitzen, sind froh über diesen Ausgleich." Und was wäre, wenn eine Schwester einen Tangokurs machen wollte? Das habe es noch nie gegeben, sagt Schwester Lucilla, und antwortet diplomatisch: "Wir schauen, was mit dem Ordensleben vereinbar und sinnvoll für die Gesundheit ist."

Bild: ©KNA

Der Eichstätter Bischof und Benediktinermönch Gregor Maria Hanke ist leidenschaftlicher Bergsteiger.

Anselm Grün ist ein passionierter Wanderer. Er sucht oft die Natur auf - nicht zuletzt im Bergurlaub mit seinen Geschwistern, wie er in seinem Buch "Von Gipfeln und Tälern des Lebens" schreibt.

Ambitionierter geht es Pater Tobias Breer an. Der Duisburger Prämonstratenser legt jede Woche rund 80 bis 100 Kilometer in Laufschuhen zurück; fünf Trainingseinheiten allein mit Flüchtlingen, die er in seiner Gemeinde coacht. In den vergangenen 11 Jahren ist er 76 Marathons mitgelaufen; 2018 rannte er in 6 Tagen 172 Kilometer durch die Wüste von Oman.

Nicht allein aus sportlichem Ehrgeiz - Pater Tobias ist Sponsoren- und Spendenläufer, verbindet Sport mit Nächstenliebe. Inzwischen hat der 55-Jährige über 500.000 Euro für notleidende Kinder gesammelt. Für ihn zähle auch der soziale Aspekt, der dahinterstehe. "Über das Laufen kann ich auch kirchenferne Menschen erreichen." Und der Pater weiß sich dabei in guter Gesellschaft. "Jesus war bestimmt auch ein guter Läufer..."

Als richtigen "Obersportler" seiner Gemeinschaft bezeichnet sich der Benediktiner Anno Schütte. Mehr als 7.000 Kilometer legt er jedes Jahr rund um die Abtei Königsmünster im sauerländischen Meschede auf seinem Rennrad zurück. Inzwischen ist der 55-Jährige auch auf einem Liegerad und einem Tretroller unterwegs. Er trainiert mehrmals in der Woche während der sogenannten Muße-Zeit, "das muss natürlich in den Klosterrhythmus passen". Sportgerät und -kleidung werde - wie auch andere persönliche Wünsche, etwa ein Theaterbesuch - über die Gütergemeinschaft im Kloster bestritten.

Pater Anno, der schon Fahrradexerzitien angeboten hat, ist nicht der einzige Sportler in der am Ruhrtalradweg gelegenen Abtei. "Wir haben eine kleine Muckibude im Haus", verrät der Ordensmann. Andere Mitbrüder trainierten - Dank einer Art Firmenrabatt fürs Kloster - außer Haus im Fitnesscenter. Früher hätten auch Brüder im Verein Handball gespielt oder seien im Ruderclub gewesen. "Bei uns gibt es das ganze Spektrum - von sehr ambitionierten Sportlern bis hin zu Couchpotatoes."

Von Angelika Prauß (KNA)