Papst Franziskus reist nach Rumänien
Dieses Mal sollte Franziskus nicht allein und stumm beten müssen - so wie am 5. Mai in Sofia. Wenn der Papst am 31. Mai die neu erbaute orthodoxe Kathedrale in Bukarest betritt, ist dort ein gemeinsames Vaterunser-Gebet geplant. Ob Patriarch Daniel Ciobotea daran teilnimmt und wie es abläuft, ist auch ein Indikator für den Stand der Ökumene in Rumänien. Vor knapp vier Wochen in Sofia durfte das katholische Kirchenoberhaupt in der orthodoxen Alexander-Newski-Kathedrale nur stumm vor einem Bildnis der Slawenapostel Kyrill und Method verharren.
120 Meter lange Kathedrale
Vor 20 Jahren hatte Johannes Paul II. als erster und bisher einziger Papst das Karparten-Land besucht. Nun folgt Franziskus mit seiner 30. Auslandsreise, die ihn erneut an Europas Ränder führt. Anders als in Bulgarien ist die orthodoxe Kirche in Rumänien ökumenisch offener. Seit dem Ende des Ceausescu-Regimes erlebt die Kirche, der rund 85 Prozent der Menschen im Land angehören, einen Aufschwung.
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Papst Franziskus reist Ende Mai nach Rumänien, einem der Sorgenkinder der EU. Dessen Fortschritte bei der Korruptionsbekämpfung werden derzeit zurückgedreht. Die freie Justiz ist in Gefahr. Franziskus muss sich klug äußern.Es gibt 15 theologische Fakultäten und über 500 Klöster. Ausdruck solchen Aufschwungs und Selbstbewusstseins ist die erst im November 2018 fertiggestellte "Kathedrale zur Erlösung der Nation" in der Hauptstadt. Mit 120 Metern Länge übertrifft sie den Wiener Stephansdom, reicht aber nicht ganz an den Kölner Dom heran. Kirchenpolitisch dürfte die Rumänienreise für den Papst also wenig heikel werden - sie soll "die freundschaftlichen Bande stärken", sagt Kardinal Kurt Koch, im Vatikan zuständig für die Ökumene.
Brisanter könnte es gleich zu Beginn werden, beim Empfang zuerst durch Staatspräsident Klaus Iohannis und anschließend bei Ministerpräsidentin Viorica Dancila. Dies auch, weil Rumäniens eigentlicher politischer Machthaber wohl erst bei der dritten Station des protokollarisch streng geregelten Besuchs auftreten kann: Schatten-Regierungschef Liviu Dragnea.
Der Parteichef der regierenden Sozialdemokraten (PSD) konnte nach deren Erdrutschsieg Ende 2016 nicht Ministerpräsident werden, weil er wegen Wahlfälschung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt ist. Seither befinden sich Dragnea und seine PSD im Clinch mit Staatspräsident Iohannis, vor allem wegen dessen Bemühen, die Korruption im Lande einzudämmen. Dies sowie eine gründliche Justizreform verlangte wiederholt auch die EU-Kommission.
Es gilt daher genauer hinzuhören, wenn Franziskus sich in einer Rede an die versammelte politische und gesellschaftliche Elite Rumäniens wendet. Ob seine Redenschreiber vier Tage nach der Europawahl noch Bezüge dazu einbauen, ist unsicher. Franziskus' Standardplädoyer für die Armen und an den Rand Gedrängten dürfte kaum fehlen.
Denkbar wären auch Worte zu den vielen Rumänen, die ihre Heimat auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben gen Westen verlassen haben. Viele von ihnen sind nach Italien gegangen. Vor allem Frauen verdienen dort als private Altenpflegerinnen ihr Geld. Persönlich geht es ihnen fern der Heimat oft nicht gut, selbst wenn Rumänen - auch wegen ihrer dem Italienischen relativ ähnlichen Sprache - weniger Integrationsprobleme haben.
Am Samstag, dem zweiten Tag seiner Reise, besucht Franziskus den Wallfahrtsort Sumuleu Ciuc im Nordosten des Landes. Die dortige Klosterkirche ist jedes Jahr am Samstag vor Pfingsten ein stark besuchtes Wallfahrtsziel der römisch-katholischen Szekler in Rumänien. Deren Sprache ist ein ungarischer Dialekt; Ungarn überhaupt bilden mit sechs Prozent die größte offizielle Minderheit.
Anders als in Bulgarien wird der Papst in Rumänien kein Flüchtlingszentrum besuchen. Dafür ist am Nachmittag des dritten Tages ein gut 50-minütiges Treffen mit Roma geplant. Ihr Volk stellt schätzungsweise knapp 10 Prozent der Bevölkerung. Offiziell sind es nur drei Prozent; bei Erhebungen geben viele Roma ihre Volkszugehörigkeit nicht gerne an.
Seligsprechung bei Messe im byzantinischen Ritus
Vormittags wird Franziskus im siebenbürgischen Blaj sieben Märtyrer der griechisch-katholischen Kirche seligsprechen - bei einer Messfeier im byzantinischen, ostkirchlichen Ritus. Dem Papst aus Argentinien wird diese ökumenisch bedeutsame Feier nicht ganz fremd sein. Als Zwölfjähriger war Jorge Bergoglio in Buenos Aires zeitweise Messdiener bei einem Priester aus der Ukraine. Von diesem habe er die "Schönheit der byzantinischen Liturgie" kennengelernt, verriet der Papst einmal.