Erzbischof will keine Priestertitel mehr verwenden
Der Erzbischof von Wellington, der neuseeländische Kardinal John Dew, will keine Priestertitel mehr verwenden. "Das ist Teil des Projekts, die klerikale Attitüde zu ändern", sagte Dew der neuseeländischen Nachrichtenseite "Stuff" (Sonntag). Er selbst wolle nicht mehr mit seinem Amtstitel angesprochen werden und ermuntere andere Priester, dies ebenfalls zu tun. Mit dem Verzicht auf Anreden wie etwa "Father" (vergleichbar der deutschen Anrede "Pater" oder "Pfarrer") sollen Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal gezogen werden. Zahlreiche Beobachter sehen den Klerikalismus, also die herausgehobene Stellung des Priesters im kirchlichen Betrieb, als eine Ursache für Missbrauchsfälle.
Laut eigenen Angaben wurde Dew vom französischen Priester Jean-Pierre Roche angeregt. Der hatte in der katholischen Tageszeitung "La Croix" gesagt, der Titelverzicht könne helfen, die Kirche nach den Missbrauchsfällen "umzuwandeln". Dew sieht sich damit auch auf einer Linie mit Papst Franziskus, der den Klerikalismus als Hauptproblem der Kirche bezeichnet hat. Der Titelverzicht sei "nur eine Kleinigkeit, aber die kann helfen", so der Erzbischof.
Dew sagte, die Gesellschaft sei immer egalitärer geworden, die meisten Menschen würden ihn bereits bei seinem Vornamen nennen: "Nennt mich nicht ‚Father‘, nennt mich John."
Der emeritierte neuseeländische Kirchenhistoriker Peter Lineham vermutet, dass es durch den Vorstoß zu Auseinandersetzungen kommen könnte. Er habe mit Priestern gesprochen, die diese Veränderung als "unmöglich" ablehnten. Einige sähen ihren Status als "sehr attraktiv" an und befürchteten Gegenwind, wenn dieser abgebaut werde. Es erfordere große Kraftanstrengungen, die Sprache des Katholizismus zu verändern, so Lineham. (cph)