"Vorher sollen sie beichten"

US-Bischof: Keine Kommunion für Abtreibungs-Befürworter

Veröffentlicht am 07.06.2019 um 11:56 Uhr – Lesedauer: 

Springfield ‐ Eine ganze Reihe von Politikern darf in einer US-Diözese nicht mehr die Kommunion empfangen: Der Ortsbischof reagiert damit auf neue Abtreibungsgesetze im Bundesstaat. Einziger Ausweg für die Parlamentarier: die Beichte.

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Mit einem Dekret hat der Bischof von Springfield im US-Bundesstaat Illinois, Thomas Paprocki, eine ganze Reihe von Politikern von der Kommunion ausgeschlossen. Wie verschiedene Medien am Donnerstag berichten, reagiert er damit auf liberalere Abtreibungsgesetze in seinem Bundesstaat. Alle Parlamentarier, die für die neue Regelung gestimmt haben, sind betroffen. Der Bischof beschuldigt sie, durch ihr Abstimmungsverhalten mit einer "schweren Sünde" zu leben. Laut Katechismus der katholischen Kirche (1385) müssten sie zunächst beichten, bevor sie das Sakrament der Eucharistie empfangen dürften.

Zwei Gesetze stören den Bischof

"Eine Gesetzgebung zu unterstützen, die Babys im Mutterleib wie Eigentum behandelt und dessen Zerstörung zu jeder Zeit und aus jedem Grund erlaubt, ist böse", so der Bischof in seiner Erklärung. Namentlich schloss er die beiden Parlamentsvorsitzenden, Michael Madigan und John Cullerton, von der Kommunion aus, erweiterte die Sanktion aber zusätzlich auf alle zustimmenden Parlamentarier. Madigan entgegnete dem Bischof, dass er Frauenrechte für wichtiger halte, besonders wenn sie nach einer Vergewaltigung oder Inzest schwanger geworden seien. Ein Sprecher Cullertons gab an, er sei nicht sicher, ob der Politiker jemals die Messe besuche.

Bild: ©Seth Perlman / AP Photo

Der Bischof von Springflied, Illinois, Thomas Paprocki, verweigert einer ganzen Reihe von Politikern die Eucharistie.

Bischof Paprocki spielt in seiner Erklärung auf zwei Gesetze im Bundesstaat Illinois an: Der "Reproductive Health Act", vergangene Woche verabschiedet, bezeichnet Abtreibung als "Grundrecht" und geht noch über das Grundsatzurteil des Obersten Verfassungsgerichts von 1973 hinaus, das Abtreibungen grundsätzlich legalisierte. Ein anderes Gesetz aus dem Jahr 2017 besagte, dass Abtreibungen von der Krankenversicherung übernommen werden müssen. Die Gesetze waren eine Antwort auf sechs US-Staaten, die ihre Abtreibungsregelungen verschärft hatten.

Politikern wegen liberalerer Abtreibungsgesetze Sakramente zu verweigern, ist nicht unüblich. Paprocki hatte auch dem Springfielder Senator Dick Durbin bereits wegen seiner Ansichten hinsichtlich der Abtreibungsgesetze  die Kommunion versagt. Vatikanvertreter empfahlen außerdem bereits vor Jahren, Repräsentantenhaus-Sprecherin Nancy Pelosi von der Eucharistie auszuschließen. (cph)