Grab von Helmut Kohl: "Zwischenlösung" mit weißem Sandstein
Der Bauzaun mit Plastikplane, der das Grab des Altkanzlers im Speyerer Adenauerpark vor neugierigen Blicken schützte, ist weg. Drei Tage lang hat Maike Kohl-Richter das Grab von Helmut Kohl (1930-2017) gemeinsam mit Arbeitern umgestaltet. Der jetzige Zustand des Grabes sei eine "Zwischenlösung", sagte die Witwe dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das einfache Holzkreuz mit Kohls Namen und seinen Lebensdaten ist geblieben. Mit weißem Sandstein ist das Grab nun eingefasst, die Holzumrandung ist verschwunden - ebenso das Vogelhäuschen. Dazu ein paar Sträucher, ein frischer Rosenstrauß. Doch noch immer fehlt ein Grabstein.
Kohl-Witwe: Kritiker an Zustand des Grabes sei "anmaßend"
Seit zwei Jahren ruht der "Kanzler der Einheit" und gebürtige Ludwigshafener in einem bescheidenen Grab auf dem Friedhof des Speyerer Domkapitels am Rande des öffentlichen Parks. Wie das Grab eines Tages endgültig aussehen soll, wollte Maike Kohl-Richter nicht sagen. Als "anmaßend" empfindet sie die Kritik von Medien sowie von Bürgern, die den Ort der Begräbnisstätte und ihren seit 2017 provisorischen Zustand als unwürdig für einen verdienten Staatsmann erachten.
Vor allem die Medien seien Schuld daran, dass ihr Mann, der in seinen letzten Lebensjahren auf den Rollstuhl angewiesen war, "runtergeschrieben" worden sei, kritisiert die Kohl-Witwe. Ihr Mann und sie selbst seien systematisch von vielen Medienvertretern in den Schmutz gezogen worden. Ein solcher respektloser Umgang mit "dem Mann, der so vieles für dieses Land geleistet hat", sei würdelos, sagte sie dem epd.
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Ein Grabtourismus hat sich nicht entwickelt, wie es die Stadt Speyer kurz nach der Beerdigung am 1. Juli 2017 befürchtet hatte. Damals pilgerten täglich mehrere hundert Menschen an das Grab, um dem CDU-Politiker die letzte Ehre zu erweisen. Seither haben die Besucherzahlen stark abgenommen, viele Menschen gehen achtlos an der unauffälligen Begräbnisstätte vorüber. Sie liegt, von einer versteckten Videokamera bewacht, an einem beliebten Fußweg im Park, der bis zum Ende des 19. Jahrhunderts der Friedhof von Speyer war.
Wollte Kohl im Speyerer Dom bestattet werden?
In der Vergangenheit war in den Medien viel darüber spekuliert worden, warum der Altkanzler nicht an der Seite seiner verstorbenen ersten Ehefrau Hannelore im Ludwigshafener Familiengrab beerdigt wurde. Beobachter führten einen familiären Streit der Witwe mit den Kohl-Söhnen als Grund an. Der Kohl-Sohn Walter hatte den Zustand des Grabes als "würdelos" bezeichnet und die Kanzler-Witwe deswegen scharf kritisiert.
Das Bistum Speyer wollte sich zu lange schwelenden Gerüchten nicht äußern, dass Kohl sich nach seinem Tode eine Bestattung im Speyerer Dom, an der Seite der deutschen Kaiser, Könige und Bischöfe gewünscht habe. Medien hatten in der Vergangenheit berichtet, dass das Bistum Speyer ein entsprechendes Anliegen Kohls und seiner zweiten Ehefrau Maike zurückgewiesen habe.
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Ebenso unbestätigt sind Gerüchte, dass die Kohl-Witwe sich mit der Bitte um Übernahme der Kosten für Blumen und Grabstein an die Stadt Speyer gewandt habe. Zuständig für die Grabgestaltung und -pflege ist nach Informationen der Stadtverwaltung die Witwe, die sich darüber mit dem Domkapitel und der Stadt abstimme. Die Kommune sieht sich nur für die Pflege des Parks und dessen Verkehrssicherheit zuständig.
In Speyer gibt es nun "Helmut-Kohl-Ufer"
Hinweistafeln auf das Grab von Helmut Kohl im Adenauerpark oder gar ein "Leitsystem" für Touristen gibt es nicht, immerhin wird es auf manchen Infostelen in der Domstadt erwähnt. Seit vergangenem Herbst hat die Stadt Speyer nach vielen kontroversen Diskussionen in der Bürgerschaft ein "Helmut-Kohl-Ufer", als Teil der Rheinpromenade. Dennoch fragten "viele Leute, wo sich sein Grab befindet", erzählt ein Mitarbeiter des städtischen Gartenbauamts. Andere wüssten nichts von dem prominenten Verstorbenen, dessen Grab nur wenige Meter von einem Kinderspielplatz entfernt liegt.
"Jetzt ist das Grab okay", urteilt eine Passantin, nachdem sie das umgestaltete Grab begutachtet hat. Auch ein Rentner, der mit seinem Enkel im Adenauerpark unterwegs ist, zeigt sich zufrieden. "Jetzt fehlt nur noch der Grabstein", sagt er. Obwohl er kein Freund des über die Parteispenden-Affäre gestolperten CDU-Politikers gewesen sei, verstehe er nicht, dass man sich in seiner Heimatstadt Ludwigshafen und auch in Speyer mit öffentlichen Ehrungen für ihn so schwertue: "Man kann zu Helmut Kohl stehen, wie man will - aber er war ein großer Staatsmann."