Erzbischof gesteht Fehler ein - "Haben viel gelernt"

Kardinal Nichols in Kritik: Zu wenig gegen Missbrauch unternommen

Veröffentlicht am 22.06.2019 um 10:00 Uhr – Lesedauer: 
Der britische Kardinal Vincent Nichols bei einer Pressekonferenz im Vatikan
Bild: © KNA

London ‐ Er ist der höchste Würdenträger der katholischen Kirche in England und Wales. Wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen steht Kardinal Vincent Nichols in der Kritik - und gesteht Fehler ein.

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Der höchste Würdenträger der katholischen Kirche in England und Wales, Kardinal Vincent Nichols, ist wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in die Kritik geraten. Er habe sich "zu sehr auf den Ruf der Kirche statt auf das Wohl der Kinder konzentriert", zitieren britische Medien (Freitag) aus einem Bericht der staatlichen Untersuchungskommission zu Kindesmissbrauch (IICSA).

Demnach habe der Erzbischof von Westminster in seiner Amtszeit als Erzbischof von Birmingham (2002-2009) zu wenig unternommen, um angemessen auf das "schockierende Ausmaß" der Missbrauchsfälle in der Diözese zu reagieren. "Kinder hätten vor Missbrauch geschützt werden können, wenn die Kirche ihren eigenen Ruf nicht um jeden Preis hätte retten wollen", heißt es in dem 65 Seiten umfassenden Bericht.

"Haben uns vorbehaltlos entschuldigt"

In einer ersten Reaktion betonte Nichols, die Erzdiözese und auch er selbst hätten in den vergangenen 70 Jahren des Berichtzeitraums Fehler gemacht. "Sowohl die Erzdiözese als auch ich selbst, als Erzbischof für neun dieser 70 Jahre, haben uns vorbehaltlos entschuldigt", so Nichols. In den vergangenen Jahren habe jeder in der katholischen Kirche und in der Gesellschaft viel über "die verheerenden, langfristigen Auswirkungen" des sexuellen Missbrauchs von Kindern gelernt. Nichols betonte, die katholische Kirche in England und Wales werde auch künftig "uneingeschränkt" mit der staatlichen Untersuchungskommission zusammenarbeiten.

Bei der Befragung durch die Kommission hatte Nichols eingeräumt, belastendes Material gegen einen Priester nicht offengelegt zu haben, um eine gütliche Einigung im Rechtsstreit mit dem Opfer nicht zu gefährden. Er entschuldigte sich für sein Verhalten, wies aber Vertuschungsvorwürfe zurück. Laut Medienberichten soll es sich bei dem beschuldigten Prister um John Tolkien, Sohn des weltberühmten Bestseller-Autors J.R.R. Tolkien ("Der Herr der Ringe"), handeln. Dem 2003 verstorbene Priester wird vorgeworfen, in den 1950er Jahren ein Kind missbraucht zu haben, das Hilfe beim Lesen gesucht hatte. (bod/KNA)