Kardinal Becciu über falsches Elitebewusstsein

Papstbeauftragter warnt Malteserorden vor Standesdünkel

Veröffentlicht am 24.06.2019 um 16:22 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Dem Souveränen Orden anzugehören, sei kein Ehrentitel, dessen man sich vor der Welt rühmt: Kardinal Giovanni Becciu fordert die Malteser zu einem authentischen und demütigen christlichen Leben auf.

  • Teilen:

Vor Standesdünkel und falschem Elitebewusstsein hat der Sonderbeauftragte des Papstes für die Malteser, Kardinal Giovanni Becciu, den Souveränen Orden gewarnt. Diesem anzugehören, sei "kein Ehrentitel, dessen man sich vor der Welt rühmt", sagte Becciu am Montag am Sitz des Ordens auf dem Aventin-Hügel in Rom. In seiner Predigt zum Festtag Johannes des Täufers, der Patron des Malteserordens ist, forderte Becciu vielmehr zu einem authentischen, demütigen christlichen Leben auf.

Nur so lasse sich die Welt, die "arm an Gott sei und nach Wahrheit dürstet", von der christlichen Botschaft überzeugen. So wie ein Getaufter seinen Glauben nicht für sich behalten dürfe, könne ein Angehöriger des Malteserordens nicht auf "sich selbst schauen und die Erfolge, die er erzielt hat", sondern müsse sich entsprechend dem Wahlspruch des Ordens täglich um "Bezeugung des Glaubens und Hilfe für die Bedürftigen" mühen. Das müsse sich auch bei aktuellen Reformmaßnahmen der Organisation zeigen.

Kardinal Burke entmachtet

Nach Spannungen innerhalb des Ordens um dessen künftige Ausrichtung hatte Papst Franziskus Anfang 2017 den früheren Großmeister Matthew Festing zum Rücktritt gezwungen und Becciu als Sonderbeauftragten ernannt. Becciu sollte einen ordensinternen Reformprozess begleiten; gleichzeitig wurde damit der Kardinalpatron der Malteser Raymond Leo Burke entmachtet.

Anfang Mai bestätigte das Generalkapitel der Malteser den bis dahin kommissarischen Großmeister, Fra Giacomo Dalla Torre, sowie den Deutschen Albrecht Freiherr von Boeselager als Großkanzler. Zudem wurden erste Maßnahmen in der Reform des zum Teil elitär strukturierten Ordens in die Wege geleitet.

Um anhaltenden Spannungen im Orden zu begegnen, hatte Dalla Torre vor zwei Wochen zudem entschieden, dass künftig keine offiziellen Gottesdienste in der außerordentlichen Form des römischen Ritus, der sogenannten "Tridentinischen Messe", mehr gefeiert werden dürfen. Dem Vernehmen nach waren um die liturgische Form offizieller Gottesdienste wiederholt Diskussionen ausgebrochen, die auch das Ringen um die Ausrichtung des Ordens widerspiegeln. Die Regelung gilt für "alle offiziellen liturgischen Feiern" des Ordens, hieß es. Messfeiern im privaten Rahmen können Geistliche des Malteserordens aber nach wie vor in der außerordentlichen Form zelebrieren. (tmg/KNA)