Sakramente eigneten sich nicht zu Sanktionszwecken

Algermissen: Abtreibungsbefürwortern nicht die Kommunion vorenthalten

Veröffentlicht am 28.06.2019 um 09:19 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Sollte man Politikern, die Abtreibung befürworten, die Kommunion verweigern? Nein, sagt der frühere Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen. Statt sakramentaler Sanktionen gebe es einen besseren Weg des Umgangs.

  • Teilen:

Der emeritierte Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen sieht in kirchlichen Sanktionen gegen katholische Politiker, die Abtreibung befürworten, keinen geeigneten Beitrag zum Lebensschutz. "An den Pranger zu stellen im Sinne eines öffentlichen Tribunals ist nie eine gute Methode der Seelsorge", schreibt Algermissen in der in Würzburg erscheinenden katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost".

Hintergrund ist, dass der Bischof von Springfield im US-Bundesstaat Illinois zwei katholische Politiker vom Empfang der Kommunion ausschloss. Sie hatten zuvor zugestimmt, dass Abtreibungen aus Steuermitteln finanziert werden und bis zur Geburt legal sind.

Algermissen schreibt, der Fall offenbare ein Kernproblem, das weit über das Geschehen in Illinois hinausreiche. Dabei äußert er die Vermutung, dass die betroffenen Abgeordneten hinreichend über die kirchliche Position zur Abtreibung informiert gewesen und trotzdem für eine Legalisierung gestimmt hätten. Es stelle sich die Frage nach den Gründen einer verbreiteten "innerlichen Blockade", das Lebensrecht des ungeborenen Kindes und seine fundamentale Begründung konsequent anzuerkennen.

Ortsbischof sollte zunächst Gespräche führen

Nach Algermissens Auffassung hätte der Ortsbischof zunächst persönlich mit den beiden Abtreibungsbefürwortern sprechen sollen. "Aufklärung zugunsten eines umfassenden Lebensschutzes ist ein weitaus wirksameres Mittel zur Gewissensbildung als der Versuch, das Sakrament der Eucharistie zu Sanktionszwecken einzusetzen." Gegenüber Tendenzen einer "Kultur des Todes" bedürfe es keiner Intervention nach amerikanischem Vorbild, sondern geduldiger Überzeugungsarbeit gegen die allgemeine Gleichgültigkeit, so der Bischof.

Papst Franziskus hatte den altersbedingten Rücktritt von Bischof Heinz Josef Algermissen im vergangenen Juni angenommen. Er stand 17 Jahre an der Spitze der Kirche von Fulda. Sein Nachfolger wurde im März Bischof Michael Gerber. (tmg/KNA)