Akademiedirektor: Vieles an Sagbarem hat sich in der Kirche geändert
Aus Sicht des scheidenden Direktors der Katholischen Akademie "Die Wolfsburg" in Mülheim an der Ruhr, Michael Schlagheck, hat sich beim Sagbaren innerhalb der katholischen Kirche vieles getan. "Da hat sich zweifellos in den vergangenen Jahren Vieles erheblich geändert. In der Katholischen Kirche gab es das, was eine Meinungsforscherin einmal als Schweigespirale bezeichnet hat - Themen, die nicht debattenfähig waren, wie zum Beispiel die Frauenfrage, die Frage des Zölibats, oder die Fragen von Partizipation und Demokratisierung", sagte Schlagheck im Interview des "Neuen Ruhr-Wortes".
Bei vielen Themen gebe es kein "Erkenntnisdefizit", sondern eher ein "Defizit in der Entscheidung". Das gelte zum Beispiel für die Frage nach mehr Teilhabe in der Kirche. Der Pfarreientwicklungsprozess im Bistum Essen etwa zeige "nachdrücklich, dass eine gute Partizipation möglich ist und gelingen kann".
Schlagheck: Kirche kein "exterritorialer Ort"
Kirche sei auch ein Teil der Gesellschaft und kein "exterritorialer Ort". Die Kirche müsse mit ihrer Botschaft "anschlussfähig und zugleich widerständig" sein, sagte Schlagheck. "Kirche muss eine extrem hohe Neugier haben - auf den Menschen, auf das, was ihn umtreibt, was er für Fragen und Deutungen hat." Es gehe um eine "Weltzugewandtheit, die einfach Lebenswirklichkeit sehr ernst nimmt".
Die Wolfsburg ist seit 1960 die Katholische Akademie des kurz zuvor gegründeten Bistums Essen. Das Tagungsprogramm umfasst Themen zu gesellschaftlichen, kirchlichen und persönlichen Fragen des Lebens. Judith Wolf, stellvertretende Direktorin der "Wolfsburg", übernimmt die Leitung des Hauses in Trägerschaft des Ruhrbistums. Schlagheck tritt Ende Juni nach 24-jähriger Amtszeit in den Ruhestand. (KNA)