Spanien beschwert sich im Franco-Streit über Papstbotschafter
Spaniens Regierung will sich beim Vatikan offiziell über kritische Äußerungen des Papstbotschafters beschweren. Wie die Zeitung "El Pais" (Montag) berichtet, werfen die Sozialisten Nuntius Renzo Fratini (75) eine "unzulässige Einmischung" in den Streit über die geplante Exhumierung von Diktator Francisco Franco (1892-1975) vor.
Das Vorhaben, das nach dem Willen der Regierung längst hätte vollzogen sein sollen, ist politisch und juristisch höchst umstritten. Eine endgültige Entscheidung wird in den kommenden Monaten erwartet. Den aktuellen Plänen zufolge soll die letzte Ruhestätte des "Caudillo" in der monumentalen Gedenkstätte "Valle de los Caidos" (Tal der Gefallenen) auf den schlichteren Friedhof in El Pardo im Norden Madrids verlegt werden. Allerdings setzt sich die Franco-Familie vehement dagegen zur Wehr.
Franco "von den Toten erweckt"?
Fratini hatte die Sozialisten jüngst in ungewohnt deutlicher Weise kritisiert. In einem Interview mit der spanischen Nachrichtenagentur Europa Press sagte er zur Franco-Debatte: "Offen gesagt, es gibt in der Welt und in Spanien schon jede Menge Probleme. Warum also sollte man ihn wieder ins Leben rufen? Ich sage, sie haben ihn von den Toten erweckt." Es wäre besser, ihn in Ruhe zu lassen, so der Erzbischof, der am Montag nach zehn Jahren Amtszeit in Spanien aus Altersgründen zurücktrat.
Franco habe getan, was er getan habe, Gott werde darüber richten, betonte Vatikandiplomat Fratini. Es sei nicht hilfreich, einen Streit wiederzubeleben, der einst zu einem Bürgerkrieg geführt habe und das Land nun erneut zu spalten drohe. Überdies steckten hinter der geplanten Exhumierung vor allem "ideologische" Gründe.
Diktator baute sich eigenes Mausoleum
In Spanien wird seit Monaten heftig über das Umbettungsprojekt gestritten. Zahlreiche rechtliche Hürden und erhebliche Widerstände in der Bevölkerung erschwerten bislang eine Verlegung des Franco-Grabes, das sich in der Sierra de Guadarrama befindet. Die dortige Gedenkstätte mit dem mehr als 150 Meter hohen freistehenden Steinkreuz und einer riesigen in den Fels gehauenen Kirche hatte der Diktator noch zu Lebzeiten errichten lassen.
Mit dem gewaltigen Monument wollte er die "für Gott und Spanien" Gefallenen des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) beerdigen und ehren. In einer Gruft liegen die sterblichen Überreste Zehntausender Soldaten. Viele von ihnen wurden anonym bestattet. Doch längst nicht alle waren Franco-Anhänger. Unter den Toten sind auch Tausende republikanische Kriegsopfer. Viele ihrer Hinterbliebenen empfinden dies bis heute als Demütigung. (KNA)