Umgang mit Rechtspopulismus als Herausforderung für kirchliche Flüchtlingshilfe

Heße: Fremdenfeindlichkeit in der Mitte der Gemeinden angekommen

Veröffentlicht am 04.07.2019 um 13:58 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ In Kirchengemeinden ist Fremdenfeindlichkeit zunehmend ein Problem. Angst und Hetze hätten zwar keinen Platz in der Kirche, betont Erzbischof Stefan Heße – dennoch brauche es eine offene Debatte, um vorhandene Vorbehalte zu thematisieren.

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Erzbischof Stefan Heße beklagt fremdenfeindliche Tendenzen innerhalb der Kirche. "Auch in unseren Gemeinden gibt es mancherorts Angst vor Überfremdung, die ja auch immer Angst vor Veränderung ist", sagte der Sonderbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für Flüchtlingsfragen am Donnerstag in Essen. Der Umgang mit Fremdenfeindlichkeit und Rechtspopulismus sei somit auch eine Herausforderung für die kirchliche Flüchtlingshilfe, so Heße beim vierten katholischen Flüchtlingsgipfel der Deutschen Bischofskonferenz.

Fremdenfeindlichkeit ist laut Heße nicht nur in der Mitte der Gesellschaft angekommen, sondern auch in der Mitte der Gemeinden. Dies zeige sich auch in der Ablehnung ausländischer Geistlicher bei Taufen und Beerdigungen. Ablehnung treffe auch Flüchtlinge. Es bleibe aber Aufgabe der Christen, Geflüchtete aufzunehmen, zu schützen, zu fördern und zu integrieren. "Rassismus und Fremdenfeindlichkeit widersprechen der Botschaft Jesu", so der Erzbischof vor rund 100 Experten und Praktikern auf der stillgelegten Zeche Carl. Er plädierte für eine offene und ehrliche Debatte, die auch Raum lasse für das Unbehagen und die oft diffuse Angst. Hass und Hetze dürften in Gemeinden aber keinen Platz haben.

Zahl der Ehrenamtlichen weiter hoch

Laut Heße engagieren sich innerhalb der katholischen Kirche 51.000 Ehrenamtliche und 5.100 Hauptamtliche für Flüchtlinge. Die Zahlen seien etwas zurückgegangen, aber immer noch auf einem "hohen Level". Die Bistümer und kirchlichen Hilfswerke gaben im vergangenen Jahr 125,5 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe aus, darunter 83,5 Millionen Euro für die Unterstützung von Flüchtlingen im Ausland und 37,5 Millionen Euro im Inland.

Zuvor hatte Heße die Freilassung der Kapitänin der "Sea-Watch 3", Carola Rackete, begrüßt. "Frau Rackete folgte einem klaren ethischen Imperativ: Ertrinkende muss man retten, ohne Wenn und Aber", sagte er im katholisch.de-Interview. "Das passt auch sehr gut mit dem Evangelium zusammen. Wer wie die Kapitänin ein Menschenleben rettet, steht in der Nachfolge Jesu." Mit Blick auf eine europäische Flüchtlingspolitik forderte Heße sichere und legale Wege nach Europa. Zudem müsse jeder Staat seiner Verantwortung nachkommen. (mal/KNA)