Wenn Bistümer ihre Heiligen feiern
Augsburg: Ulrichswoche
955 rettete Bischof Ulrich die Stadt Augsburg vor den belagernden Ungarn und sorgte der Legende nach dafür, dass die Truppen Kaiser Ottos I. siegreich aus der Schlacht auf dem Lechfeld hervorgingen. 1955, zum 1000. Jahrestag dieses Ereignisses, richtete das Bistum Augsburg erstmals eine Ulrichswoche aus, um den Bistums- und Stadtpatron zu ehren. Seit dieser ersten Festwoche hat es immer wieder Änderungen an Programm und Ablauf gegeben. Den Höhepunkt bildet jedoch jedes Jahr am 4. Juli das Pontifikalamt am Hochfest des Bistumspatrons. Nach wie vor pilgern in diesen Tagen tausende Gläubige aus dem Bistum zum Grab des Heiligen in der Basilika St. Ulrich und Afra. Um daran zu erinnern, dass der heilige Ulrich als Bischof von Augsburg unermüdlich sein Bistum bereiste, schickte man seinen Schrein im Jahr 2015 erstmals auf Reisen. Ziel war damals das Kloster Ottobeuren, wo Ulrich einst Abt war. Seitdem ist der Schrein jedes Jahr an einem anderen Ort im Bistum "zu Gast".
Eichstätt: Willibaldswoche
Der aus Südengland stammende Missionar und erste Bischof von Eichstätt, Willibald, soll am 7. Juli 787 gestorben sein. Rund um dieses Datum findet seit 2009 im Bistum Eichstätt jedes Jahr die Willibaldswoche statt. Auf dem Programm stehen Wallfahrten, Gottesdienste, Gebetszeiten, Vorträge sowie Konzerte. In den Pilgerstrom reihen sich sowohl Kindergartenkinder als auch Männer und Frauen verschiedener Altersgruppen, Fußwallfahrer, Rettungsdienstleistende, kirchliche Mitarbeiter, geistliche Gemeinschaften und Priesterjubilare ein. Zu den Veranstaltungen werden jährlich mehrere tausend Menschen in Eichstätt erwartet.
Fulda: Bonifatiusfest
Am Sonntag vor dessen Gedenktag (5. Juni) wird am Grab des "Apostels der Deutschen" die Wallfahrtssaison feierlich eröffnet. In einer Sternwallfahrt, die an verschiedenen Orten startet, kommen tausende Gläubige am Domplatz in Fulda zusammen. Je nach Entfernung von der Bischofsstadt sind manche Pfarreigruppen tagelang unterwegs. Am Vorabend des Bonifatiusfestes läuten in allen Fuldaer Stadtgemeinden sowie in denen, die Wallfahrer losgeschickt haben, von 20 Uhr an einen Viertelstunde lang die Kirchenglocken. Gegen 9 Uhr morgens am Sonntag erreichen die Wallfahrer den Domplatz, wo sie vom Geläut der Fuldaer Domglocken begrüßt werden. Den Abschluss und Höhepunkt der Wallfahrt bildet ein feierliches Pontifikalamt, zu dem meist ein fremder Bischof als Konzelebrant und Festprediger eingeladen wird. 2019 bildete jedoch eine Ausnahme: Da es sein erstes Bonifatiusfest als Fuldaer Bischof war, zelebrierte Michael Gerber die Wallfahrtsmesse – und hielt auch die Predigt.
München: Korbinianswoche
Der heilige Korbinian starb um 730 und gilt als erster Bischof von Freising. Um das Jahr 765 herum wurden seine Gebeine nach Freising überführt. Um seinen Gedenktag herum, den 20. November, findet im Erzbistum München und Freising die Korbinianswoche statt. Zentrum der Feierlichkeiten ist der Freisinger Domberg. Mit dem "Jugendkorbinian" am Samstag vor dem Gedenktag des Heiligen wird die Festwoche eingeläutet. Dabei pilgern tausende Jugendliche und junge Erwachsene nach Freising und feiern gemeinsam Gottesdienst. Anschließend gibt es ein Festival auf dem Domplatz. Eine Woche später wird an gleicher Stelle das große Korbiniansfest begangen. Auch dazu pilgern tausende Menschen aus der Erzdiözese auf den Domberg. Neben einem großen Wallfahrtsgottesdienst und einer Reliquienprozession gibt es verschiedene Workshops. Auch für das leibliche Wohl wird beim Korbiniansfest bestens gesorgt. Und wer Korbinian heißt, ist zu einem kostenlosen Mittagessen eingeladen.
Paderborn: Liboriusfest
Im Jahr 835 reiste eine Delegation aus Paderborn ins französische Le Mans. Ihr Auftrag: Sie sollten die Reliquien des heiligen Liborius im Empfang nehmen und nach Paderborn bringen. Der damalige Bischof von Le Mans, Aldrich, machte sie seinem Paderborner Amtskollegen und langjährigen Weggefährten Badurad zum Geschenk. An dieses Ereignis erinnern die Paderborner jedes Jahr mit ihrem Liboriusfest, das traditionell am Samstag nach dem 23. Juli, dem Gedenktag des Heiligen, mit der Erhebung seiner Reliquien im Dom beginnt. Dazu erklingt der berühmte Libori-Tusch. Am Sonntag wird das Hochfest des Heiligen. begangen. Der Erzbischof von Paderborn feiert in Konzelebration mit allen anwesenden Bischöfen ein Pontifikalamt im Hohen Dom. Es folgt die Prozession mit dem Reliquienschrein durch die Stadt. Während der Woche gibt es einen "Tag der Frauen", einen "Tag des Landvolkes" und einen "Tag der Orden". Stammgast beim Liborifest ist der Bischof von Le Mans. Umrahmt wird das Liborifest von einer großen Kirmes – samt Karussell, in dem auch die Bischöfe fahren.
Regensburg: Wolfgangswoche
Der Gedenktag des heiligen Wolfgangs ist eigentlich am 31. Oktober. Doch das Bistum Regensburg ehrt seinen Patron jedes Jahr nicht nur an diesem Datum im Herbst, sondern auch Ende Juni – mit einer ganzen Festwoche. Zur Eröffnung wird in der Regensburger Basilika St. Emmeram der Schrein des heiligen Wolfgang erhoben und die ganze Woche vor den Altarstufen ausgestellt. Der Bischof und die Weihbischöfe feiern täglich mit anderen diözesanen Verbänden oder Gruppen wie Religionslehrern und Pastoralreferenten die Heilige Messe, zu denen jedoch alle Gläubigen eingeladen sind. Der Höhepunkt der Wolfgangswoche bildet die Priesterweihe im Regensburger Dom.
Trier: Heilig-Rock-Tage
Seit über 20 Jahren begeht das Bistum Trier zwischen Ende April und Anfang Mai die "Heilig-Rock-Tage". Der Name ist etwas trügerisch, da die Tunika Jesu, die im Trierer Dom aufbewahrt wird, dabei gar nicht gezeigt wird. Die gibt es nur alle paar Jahre bei der "Heilig-Rock-Wallfahrt" zu sehen. Das Konzept der Tage setzt auf ein geistliches und ein kulturelles Programm: Jeden Tag wird mittags die Kapelle geöffnet, am Nachmittag gibt es ein Pontifikalamt und den Tag beschließt ein Abendlob aus Gebeten und Musik. Daneben gibt es jeden Tag Konzerte. Thematisch wendet sich das Treffen an unterschiedliche Zielgruppen: So stehen je nach Tag Ehrenamtliche, Frauen, Ehejubilare, Menschen mit Behinderung oder Priester im Mittelpunkt. Für sie werden beispielsweise Workshops und Gesprächsrunden organisiert.
Würzburg: Kiliani-Wallfahrtswoche
Seit dem 8. Jahrhundert gilt der 8. Juli als Festtag der "Frankenapostel", des heiligen Kilian und seiner Gefährten. Im Jahr 788 wurden im Beisein von Karl dem Großen deren Reliquien in den über ihrer Fundstelle errichteten Dom mit gleichem Namen überführt. Der Brauch, dass Pfarreien aus dem ganzen Bistum in Prozessionen alljährlich an seinem Gedenktag das Grab der Märtyrer besuchen, wurde 1127 unter Bischof Embricho auf acht Tage ausgedehnt – daraus entstand die Kiliani-Wallfahrtswoche. Die Ablassverleihung durch Papst Bonifaz IX. im Jahr 1401 gab der Wallfahrt starken Auftrieb. Mit der steigenden Pilgerzahl entstanden rund um das kirchliche Fest viele "weltliche" Veranstaltungen wie Markt und Messe. Heutzutage gibt es während der Wallfahrtswoche Gottesdienste mit den Dekanaten des Bistums. Zudem sind Schüler und Lehrkräfte, Ehrenamtliche, Priester und Ordensleute, Arbeitnehmer und Verbandsmitglieder, Politiker und Räte eingeladen, an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Den traditionellen Abschluss der Wallfahrtswoche bildet der Familiensonntag mit Pontifikalamt und anschließender Domführung. In den Tagen der Kiliani-Wallfahrt pilgern jährlich rund 17.000 Menschen nach Würzburg.