Moraltheologe: Fleischkonsum an kirchlicher Tradition ausrichten
Der Linzer Moraltheologe Michael Rosenberger hat sich für eine deutliche Reduzierung des Fleischkonsums ausgesprochen. "Im Endeffekt müssten wir dahin kommen, etwa nur ein Viertel der Fleischmenge zu essen, die wir momentan zu uns nehmen. Statt 60 Kilogramm netto, die jeder pro Jahr isst, auf 15 bis maximal 20 Kilogramm herunter", sagte Rosenberger am Mittwoch dem Kölner Bistumssender domradio.de. Durch eine solche Reduzierung könnten eine gute Tierhaltung garantiert und die Ernährung gesünder und klimafreundlicher gestaltet werden. Rosenberger äußerte sich im Kontext der laufenden Diskussion um eine höhere Mehrwertsteuer auf Fleischprodukte.
Als Richtschnur für den Fleischkonsum empfahl der Theologe die kirchliche Tradition mit ihren fleischfreien Tagen in der Woche und der vorösterlichen Fastenzeit, in der man ebenfalls kein Fleisch essen soll. "Dadurch kommt schon mal ein Drittel aller Tage des Jahres zusammen, an denen eigentlich überhaupt kein Fleisch erlaubt war", so Rosenberger, der zudem an die Verbraucher appellierte, sich wieder stärker in Erinnerung zu rufen, dass Fleisch etwas Besonderes sei.
Umfassendere Überlegungen zu Tier- und Klimaschutz gefordert
Ähnlich hatte sich am Wochenende auch die evangelische Theologin Margot Käßmann geäußert. Als Kind habe es in ihrer Familie nur sonntags Fleisch gegeben. Es sei für sie völlig in Ordnung, wenn wieder gelte: "Fleisch ist wertvoll! Das gibt es am Sonntag und sonst nur zu ganz besonderen Gelegenheiten", so die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der "Bild am Sonntag". Die Verbraucher müssten zudem sehen, dass "billig" nicht das einzige Kriterium beim Einkauf sein könne.
Rosenberger bewertete bei domradio.de die Diskussion um eine Mehrwertsteuererhöhung kritisch. Eine Erhöhung des Steuersatzes von 7 auf 19 Prozent sei nur sinnvoll, wenn mit den Mehreinnahmen konkrete Verbesserungen für die Tiere und das Klima verbunden seien. Beispielhaft brachte der Theologe einen Fördertopf für Landwirte ins Gespräch, die die Haltungsbedingungen ihrer Tiere verbessern wollten. Der "große Nachteil" der laufenden Debatte sei jedoch, dass der Vorschlag für eine Steuererhöhung noch relativ isoliert dastehe. "Ich glaube, es wäre gut, wenn man ihn noch in eine umfassendere Überlegung einbindet, wie man Tierschutz und Klimaschutz voranbringen kann", erklärte der Theologe. (stz)