Die Bonner Pfarrei St. Petrus geht neuen Weg der Laienmitbestimmung

Das Petrus-Modell

Veröffentlicht am 03.04.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Kirche + Laien

Bonn ‐ Die katholische Pfarrei St. Petrus in Bonn hat ein in Deutschland bislang einzigartiges Modell der Laienmitbestimmung ins Leben gerufen. Mit der Gründung der ersten von drei sogenannten Gemeinde-Equipen beschreitet zunächst die Mitgliedsgemeinde St. Marien diesen neuen Weg, die anderen beiden Teilgemeinden sollen im November folgen.

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Unter der Überschrift "Unser Petrus-Modell – Eine Gemeinde macht sich auf den Weg" suchte die Pfarrgemeinde Menschen, die sich für einen Zeitraum von drei Jahren engagieren möchten.

Es ging darum, ein Gremium zu finden, das auf der Ebene unter dem Pfarrgemeinderat arbeitet und sich einzig und allein um die Belange einer der drei Teilgemeinden kümmert, die durch die Gemeindestrukturreform zu größeren Einheiten zusammengefasst wurden. Aus den 40 vorgeschlagenen Kandidaten für St. Marien wählte der Pfarrgemeinderat 20 aus, die dann mit dem Vorsitzenden Markus Wagemann, St. Marien-Pfarrer Peter Adolf und dem Leitenden Pfarrer von St. Petrus, Raimund Blanke, Gespräche führten.

Fünf Bewerber wurden am Ende ausgewählt: Anja Ostrowitzki für den Bereich "Gebet und Glauben feiern", Cornelia Storz und Heinz-Siegfried Stutz für "Begegnung und Gastfreundschaft", Rainer Tigges für "Solidarität und Nächstenliebe" sowie Schwester Margret Fühles für "Glaubenszeugnis und Glaubensvertiefung".

"Kirche im Kleinen"

Anfang März wurden die Mitglieder der neuen Gemeinde-Equipe feierlich in ihr Amt eingeführt. Pfarrer Blanke sagte im Gottesdienst, es gehe beim Petrus-Modell nicht nur um eine Strukturveränderung, sondern um eine Gemeinde-Erneuerung: "Um echte Glaubensvertiefung, um die Vision einer gastfreundlichen, offenen, den Menschen zugewandten Gemeinde, in der es keine Laien gibt, sondern in der alle ihre Berufung als getaufte und gefirmte Christinnen und Christen wahrnehmen".

Pfarrer Raimund Blanke.
Bild: ©Sascha Stienen

Geht neue Wege: Pfarrer Raimund Blanke.

Die Mitglieder der neuen Gemeinde-Equipe verdeutlichen in einer gemeinsamen Stellungnahme, dass sie gerne die Berufung annehmen: "Wir möchten einander Weggefährten und Freunde werden, wollen miteinander gehen und gestalten, und dazu beitragen, den Geist unserer Gemeinde und die schöpferische Kraft des Evangeliums sichtbarer in unser Stadtviertel zu tragen." Und weiter: "Wir wollen Kirche im Kleinen sein, wollen mit einer gewissen Leichtigkeit und Offenheit an diese neue Aufgabe herangehen."

Wie diese konkret aussieht, steht allerdings noch nicht fest. Nach der Gründung der Equipe gilt es nun, sich zu finden und die genauen Rollen zu definieren. Obgleich die einzelnen Mitglieder bestimmten Bereichen zugeordnet wurden, sind damit noch keine konkreten Funktionen verbunden.

Unterstützung aus Köln

Die Equipen werden von je einem Seelsorger begleitet, im Falle von St. Marien übernimmt das Stadtjugendseelsorger Meik Schirpenbach. Der Pfarrgemeinderat von St. Petrus bleibt aber Ansprechpartner und übergeordnetes Gremium, das die Equipen bei ihren Aufgaben wohlwollend begleiten soll – und weiterhin die Querschnittsaufgaben in der Pfarrei betreut.

Auch die Funktion des Kirchenvorstands bleibt von dem neuen Modell indes unberührt, erklärt Pfarrer Blanke. Das sei schon aus kirchenrechtlichen Gründen zwingend erforderlich. "Ich bin und bleibe Leiter des Kirchenvorstandes, der für Vermögen und Finanzverwaltung in der Pfarrei verantwortlich ist." Die pastorale Betreuung der Pfarrei obliegt zudem weiterhin dem Pastoralteam.

Pfarrer Blanke freut sich vor allem über die Unterstützung des Modells durch das Kölner Erzbistum, für das Prälat Hans-Josef Radermacher in der Einführungsmesse für die Equipe ein Grußwort an die Gemeinde richtete. "Die Verantwortlichen im Bistum freuen sich über Ihren Mut und Ihre Kreativität, weil wir überzeugt sind, dass Sie diesen Schritt in großer Verantwortung und aus Liebe zur Kirche tun", so Radermacher.

Nun möchte die Pfarrei mit ihren 8.500 Mitgliedern und dem neuen Petrus-Modell einen neuen Weg der Mitbestimmung gehen, der die Wünsche und Belange aller Gemeindemitglieder noch mehr ernst nimmt und ihnen gleichzeitig Verantwortung überträgt. "Es geht um ein neues Verständnis", beschreibt Pfarrer Blanke das geistliche Modell.

Dabei stehe nicht mehr der Pfarrer im Mittelpunkt des Denkens – so, wie es vielleicht früher üblich gewesen sei – sondern eben die Gemeinde. "Ich versuche dabei zu inspirieren und zu motivieren", beschreibt Blanke seine Aufgabe. Der Pfarrer ist jedenfalls sehr gespannt, wie die neue Gemeinde-Equipe mit den zahlreichen Gruppierungen in der Pfarrei zusammen wirken und sich vernetzen wird.

Von Sascha Stienen

Weitere Informationen zum Petrus-Modell und der neuen Gemeinde-Equipe auf der Homepage der Pfarrei