Amazonas-Bischof Bahlmann für verheiratete Priester
Der deutsch-brasilianische Bischof Johannes Bahlmann kann sich verheiratete Männer als Priester vorstellen. In seiner 182.000 Quadratkilometer großen Diözese in Brasilien gebe es Gemeinden, "die nur zwei- oder dreimal im Jahr die Messe feiern können, wenn der Priester kommt", sagte er im Gespräch mit der Wochenzeitung "Kirche+Leben" aus Münster. "Es ist wichtig, dass es Priester vor Ort gibt", so Bahlmann, der das Amazonas-Bistum Óbidos leitet. Ihr priesterlicher Dienst beschränke sich nicht nur auf die Eucharistiefeier, sondern umfasse auch Nächstenliebe und Glaubensstärkung.
Bahlmann nimmt an der Amazonas-Synode teil, die Papst Franziskus am 6. Oktober im Vatikan eröffnet. Die dreiwöchige Versammlung soll unter anderem über neue Formen von Seelsorge in Gebieten mit wenigen Priestern beraten. Weitere Themen sind die Rechte von Indigenen und die ökologische Zukunft der Region.
Bahlmann sprach sich zudem dafür aus, bei der Synode in Rom über Gemeindeleitung durch Laien zu sprechen. Er habe in seinem Bistum "durchweg sehr gute" Erfahrung damit gemacht. Dort leiteten zu 80 Prozent Frauen Gemeinden mit bis zu 3.000 Gläubigen. Diese Gemeinden seien einer der zwölf Pfarreien im Bistum zugeordnet. Die größte bestehe aus 150 Gemeinden in einem Umkreis von 100 Kilometern. "Da ist es natürlich unmöglich, dass der Priester in jeder Gemeinde Verantwortung übernimmt", sagte Bahlmann.
Er hoffe zudem darauf, dass der Papst den Bistümern sowie der nationalen und den 18 regionalen Bischofskonferenzen Brasiliens mehr Verantwortung übertrage. "Das heißt aber auch, dass wir die Verantwortung innerhalb der Diözesen neu sehen: Wie können wir da verstärkt Verantwortung an Laien abgeben?", so Bahlmann.
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Fragen der Sexualmoral, die in vielen westlichen Ländern diskutiert werden, sieht der 58-Jährige für die Menschen in Brasilien als nachrangig an. Allerdings gebe es in den Gemeinden zunehmend auch Paare, die unverheiratet zusammenleben. "Ich würde mir da natürlich Anderes wünschen", räumte Bahlmann ein, "aber man kann das nicht auf Biegen und Brechen einfordern." Es sei zwar wichtig, für die Werte der Kirche zu werben. "Aber oft kommen wir gar nicht so weit, weil dazu das Personal fehlt."
Mit Blick auf den Klimawandel und die Brandrodungen im Amazonas-Gebiet sagte Bahlmann, auch darüber werde bei der Amazonas-Synode zu sprechen sein. "Aber es kann sich nur etwas ändern, wenn sich die Mentalität und die Haltung der Menschen ändert – nicht nur im Amazonas-Gebiet, sondern weltweit."
Johannes Bahlmann stammt aus Visbek im niedersächsischen Teil des Bistums Münster und trat 1984 in Brasilien in den Franziskanerorden ein. Seit 2001 ist er brasilianischer Staatsbürger. 2009 weihte ihn Bischof Felix Genn im Münsteraner Dom zum Bischof.
Bischof Azcona kritisiert Arbeitspapier zur Amazonas-Synode
Der emeritierte Bischof der Territorialprälatur Marajó (Brasilien) hat hingegen davor gewarnt, falsche Erwartungen an die Amazonas-Synode zu richten. Bewährte Männer zu Priestern zu weihen, wäre kein Gewinn für die Kirche in der Amazonasregion, sagte Bischof José Luís Azcona der Würzburger "Tagespost". Die Weihe von "viri probati" würde nicht auf die vorliegenden pastoralen Anforderungen reagieren, so Azcona, der bis 2016 die Territorialprälatur leitete.
Dem Instrumentum laboris genannten Arbeitspapier zur Amazonas-Synode bescheinigte Azcona große Mängel. Es sei theologisch und pastoral schwach sowie gefährlich, weil es nicht das Evangelium in das Zentrum der Bischofsversammlung stelle. Damit laufe die Synode Gefahr, die Kirche zu spalten. (rom)