Schwester Katharina Ganz fordert "einschneidende Veränderungen"

Generaloberin über Frauenweihe: Es ist fünf nach zwölf

Veröffentlicht am 09.09.2019 um 10:48 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Ist es in Deutschland noch vermittelbar, dass Frauen die Tür zu den Weiheämtern verschlossen bleibt? Für Schwester Katharina Ganz ist die Antwort klar: Nein. Deshalb wünscht sich die Generaloberin "einschneidende Veränderungen" in der Kirche.

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Die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, Schwester Katharina Ganz, ist davon überzeugt, dass es in der Kirche in Deutschland fünf nach zwölf ist. "Wir brauchen einschneidende Veränderungen, welche die Gleichberechtigung der Geschlechter in unserer Kirche verwirklichen", sagte die Ordensfrau im Interview mit dem "Würzburger katholischen Sonntagsblatt". Wenn sich nichts tue, würden sich viele engagierte Christen von der verfassten Kirche verabschieden. "Es ist in unserem Kulturkreis nicht mehr vermittelbar, dass die Tür zu Weiheämtern für Frauen weiter geschlossen bleibt."

Ein Wunsch der Franziskanerin ist es nach deren Angaben, dass "fünf Bischöfe aus Deutschland" dem Papst gegenüber erklären, dass sie den Ausschluss der Frauen von Weiheämtern "nicht als unverrückbare göttliche Weisung anerkennen können". Damit würde deutlich, dass weiterer Gesprächsbedarf bestehe - zumal die päpstlichen Stellungnahmen zur Weihe der Frau rein formal nicht mit dem Anspruch der Unfehlbarkeit geäußert worden seien.

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Ganz verwies in diesem Zusammenhang auf die gewandelte Haltung der Kirche zur Todesstrafe, die inzwischen durchweg abgelehnt werde. Bei der Audienz mit den Generaloberinnen im Mai habe Franziskus bei diesem Thema deutlich gemacht, dass sich kirchliche Lehre ändern könnte. Deshalb stelle sie sich auch die Frage, "ob der Papst angesichts der immer noch absolutistisch-monarchistischen Struktur der Kirche nicht die Befugnis und das Recht hätte, aufgrund der Zeichen der Zeit eine bisher vertretene Lehrposition zu ändern", so die Schwester.

Mit Blick auf die von den deutschen Bischöfen beschlossene Reformdebatte, den "synodalen Weg", hofft die Ordensfrau, dass dabei Lösungen für Probleme hierzulande gefunden würden. Dies könne auch auf andere Weltregionen ausstrahlen. "Das wäre keineswegs ein Alleingang."

Die Bewegung "Maria 2.0" mache zudem deutlich, dass der Machtdiskurs in der Kirche geführt werden müsse, so Ganz. Die Bischöfe hätten anfangs irritiert reagiert. "Mittlerweile sind Gespräche zu diesem Thema möglich, die ich vor einem halben Jahr noch nicht für möglich gehalten hätte." Die Irritation, das Chaos sei der Anfang, damit sich etwas verändern könne. Ganz wird beim "synodalen Weg" im Forum "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" mitarbeiten. (rom/KNA)