Franziskus beendet seine Afrika-Reise auf Mauritius
Als letzte Station seiner Afrika-Reise hat Papst Franziskus am Montag den Inselstaat Mauritius besucht. Auf seinem Tagesabstecher von Madagaskar aus feierte er am Heiligtum Marie Reine de la Paix an den Hängen über der Hauptstadt Port Louis eine Messe.
Unter dem marmorweißen Monument der Muttergottes versammelten sich Katholiken ebenso wie Christen anderer Konfessionen, muslimische und hinduistische Gäste. Die Gesänge verbanden afrikanische Rhythmen mit eingängigen europäischen Harmonien und indischen Elementen. Die bunte Menge spiegelte den kulturellen Schmelztiegel auf Mauritius wider. Aber das Selbstverständnis als Nation, die auf Zuwanderern und deren Integration aufbaut, steht unter Stress.
Franziskus zollt dem Insel-Missionar Jacques-Desire Laval (1803-1864) seine Reverenz. Vor 40 Jahren war der französische Geistliche, der sich besonders ehemaligen Sklaven widmete, von Johannes Paul II. an gleicher Stätte seliggesprochen worden. Mauritier aller Religionen rufen ihn um Hilfe an. "Ob vor Prüfungen, bei Eheproblemen oder in Krankheiten - man wendet sich an Pere Laval", sagt der mauritische Journalist Jean-Luc Mootoosamy. Zum Fest des Seligen jeweils am 9. September pilgern Zehntausende zu seinem Grab bei der Hauptstadt. In diesem Jahr wurde die Wallfahrt vorverlegt, damit sie nicht mit dem Papstbesuch kollidiert. Franziskus nennt Laval den "Apostel der mauritischen Einheit".
Die Vereinten Nationen des Indischen Ozeans
Mauritius ist so etwas wie die Vereinten Nationen des Indischen Ozeans. Ohne eigene indigene Bevölkerung, ist die Nation das Ergebnis von europäischer Kolonialisierung, Sklaverei und Arbeitsmigration. Gut zwei Drittel der heutigen Bevölkerung sind indischen Ursprungs, ein Viertel Kreolen, namhafte Teile haben chinesische oder französische Wurzeln.
Neuerdings bröckelt der nationale Konsens der Einheit in Vielfalt. "Ethnisch-religiöse Unterschiede spielen wieder eine Rolle", sagt Mootoosamy. Mit Blick auf bevorstehende Wahlen versucht vor allem die regierende Partei MSM von Ministerpräsident Pravind Jugnauth bewusst Hindus anzusprechen. Die Wirtschaft läuft nicht mehr so rund, unter anderem seit chinesische Touristen andere Ziele entdeckt haben. Das weckt Verlustängste.
Der Papst scheint in seiner Predigt an solche soziale Sorgen anknüpfen zu wollen. Er zitiert Pere Laval als Vorbild, wie er seinerzeit die Ärmsten darin stärkte, gemeinsam Antworten auf ihre Lage zu finden. Als besondere Herausforderung spricht Franziskus die Jugendarbeitslosigkeit an. Offiziell hat sie mehr als 25 Prozent erreicht; nach einer jüngsten Studie der südafrikanischen University of Stellenbosch Business School hat dies unter anderem mit einem geringen Interesse an Handwerksberufen zu tun, aber auch fehlender Qualifikation im für Mauritius wichtigen IT-Sektor. Franziskus spricht dieses Problem an, wenn er aufruft, jungen Menschen "einen Platz zu geben" und sie vor "neuen Formen der Sklaverei" zu bewahren.
Unterschiede anerkennen
Bei seiner Rede im Präsidentenpalast am Nachmittag würdigt Franziskus die Fähigkeit des Landes, Unterschiede anzuerkennen und in Einklang zu bringen - eine Eigenschaft, die Mauritius seiner langen Einwanderungsgeschichte verdanke. Die Insel ist für ihn ein Beispiel, wie Kulturen und Religionen sich gegenseitig bereichern und einen "Weg des Zusammenlebens" finden können. Darin verkörpere der Kleinstaat ein Modell "für den Aufbau einer wirklichen Gemeinschaft innerhalb der großen Menschheitsfamilie, ohne dass man andere an den Rand drängen, ausschließen oder zurückweisen" müsse.
Päpstliches Lob fehlt auch nicht für die demokratische Tradition. Zugleich mahnt er im Steuerparadies Mauritius ein Wirtschaftsmodell an, das eine bessere Verteilung der Gewinne, neue Arbeitsplätze und Förderung der Armen sicherstellt. Angesichts des Klimawandels betont er, dass Wachstum keine Umweltkatastrophen in Kauf nehmen dürfe.
Nicht zuletzt setzt der Papst auch auf den Beitrag der Religionen, die jede für sich und gemeinsam zum sozialen Frieden leisten solle. Doch nicht nur durch ein neues Selbstbewusstsein der Hindus, auch durch missionierende evangelikale Gruppen ist der Druck unter den Glaubensgemeinschaften gewachsen.