"Also müssen Frauen die Machtfrage stellen"

Generaloberin: Die Kirche marginalisiert sich selbst

Veröffentlicht am 13.09.2019 um 09:43 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Jesus sei zwar ein Mann, aber die Kirche sei seine Braut – eine Frau: Wer meine, aus symbolischer Sprache Machtverhältnisse ableiten zu können, ziehe gerade auch bei der Frage der Frauenweihe den Kürzeren, sagt Generaloberin Katharina Ganz.

  • Teilen:

Innerhalb der katholischen Kirche hat die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, Schwester Katharina Ganz, eine asymmetrische Kommunikation "von oben nach unten" beklagt. Die Deutungshoheit über das, was Kirche sei, hätten nur geweihte Männer, sagte sie im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitag). "Also müssen Frauen die Machtfrage stellen."

Die Generaloberin fragt: "Warum soll die geschlechtliche Männlichkeit eine notwendige Bedingung sein, um den Mann Christus zu repräsentieren, wenn umgekehrt die Kirche die Braut des Bräutigams Christi sein soll? Dann dürfte die Kirche doch nur aus Frauen bestehen." Wer meine, aus symbolischer Sprache Machtverhältnisse ableiten zu können, sei nicht gut beraten.

Ausschluss von Frauen bisher nicht als Dogma definiert

Kein Papst habe den Ausschluss von Frauen von der Ordination bisher als Dogma definiert, so die Ordensfrau. "Ein Votum eines Konzils oder einer Bischofssynode darüber gibt es nicht." Die Weihe habe Männern eine Macht gegeben, "von der wir bestenfalls ahnen, wie viel Missbrauch mit ihr allein im Rahmen der Beichte oder der Seelsorge getrieben wurde - nicht zuletzt in Frauenklöstern", sagte die Generaloberin. Nicht nur Männer hätten Gewalt ausgeübt. "Auch Frauengemeinschaften haben in der Vergangenheit Schuld auf sich geladen, gerade in der Heimerziehung. Was wohl den Unterschied ausmacht, sind das Ausmaß und die Intensität sexualisierter Gewalt."

Es sei die Frage, wer auf eine "andere Kirche" hinarbeite. "In zahlreichen Ländern wirken sich die gegenwärtigen Zulassungsbedingungen so aus, dass es kaum noch junge Priester gibt. Das verändert die Kirche vielleicht viel grundlegender als manches, was Frauen denken und wollen", gab die Ordensfrau zu bedenken. Es könnten einfach keine Sakramente mehr gespendet werden. "Die Kirche marginalisiert sich selbst."

Ganz war im Juni für weitere sechs Jahre im Amt der Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen bestätigt worden. Die promovierte Theologin und Sozialpädagogin aus dem unterfränkischen Willanzheim trat 1995 ins Kloster ein und gehört seit 2007 der Generalleitung an. 2013 wurde sie erstmals zur Generaloberin gewählt. Ganz setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche und ihre Zulassung zum Weiheamt ein. (tmg/KNA)