"Glaubwürdige Berichte" über sexuelle Handlungen

Woelki entbindet Stadtdechanten von Amt – Hennes wehrt sich

Veröffentlicht am 19.09.2019 um 10:10 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Sexuelle Handlungen an einem 20-Jährigen? Der Düsseldorfer Stadtdechant wurde laut Erzbistum Köln wegen eines "schweren Vergehens" von seinem Amt entbunden. Hinzu kommt ein Amtsenthebungsverfahren als Pfarrer. Der Geistliche will sich jedoch wehren.

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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat Ulrich Hennes (57) vom Amt des Düsseldorfer Stadtdechanten entbunden. Zugleich leitete er gegen den bereits beurlaubten Geistlichen ein Verfahren zur Amtsenthebung als Pfarrer von Sankt Lambertus ein, wie das Erzbistum Köln am Mittwochabend mitteilte. Gegen Hennes lägen "glaubwürdige Berichte" über sexuelle Handlungen an einem 20-Jährigen im Rahmen eines Seelsorgegesprächs vor, die "das Vertrauen in den Priester nachhaltig erschüttern", hieß es zur Begründung.

Der Erzbischof hatte wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung Hennes im März beurlaubt und die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Diese stellte im Juni ihre Ermittlungen mangels Tatverdachts ein. Danach startete die Erzdiözese eine kirchenrechtliche Vorprüfung. Dabei ging es um die Frage, ob sich Hennes kirchenrechtlich relevantes Fehlverhalten zuschulden kommen ließ.

Erzbistum hält Aussage des Betroffenen für glaubwürdig

Laut Erzbistum hat die Staatsanwaltschaft im Fall des 20-Jährigen das Vorliegen einer Straftat ausgeschlossen, weil der Mann bereits volljährig gewesen sei und verneint habe, dass die sexuellen Handlungen gegen seinen ausdrücklichen Willen stattfanden. Dennoch stelle das geschilderte Verhalten von Hennes ein schweres Vergehen dar, so die Erzdiözese. Denn er habe das besondere Vertrauen, das ihm als Priester entgegengebracht wurde, für seine Interessen ausgenutzt. Im Vorfeld des ersten Seelsorgekontaktes habe Hennes von den homosexuellen Neigungen des jungen Mannes erfahren.

Hennes bestreitet nach Angaben des Erzbistums, dass es zu sexuellen Handlungen kam. Die Verantwortlichen der Erzdiözese hielten jedoch die Aussage des Betroffenen für glaubwürdig, zumal er eine eidesstattliche Versicherung abgegeben und fünf Personen benannt habe, denen er in zeitlicher Nähe zum damaligen Geschehen von der "für ihn verstörenden Begegnung mit dem Priester" berichtet habe. Alle fünf Personen hätten die Aussagen des Betroffenen bestätigt und ihrerseits eidesstattliche Versicherungen unterschrieben.

Kardinal Rainer Maria Woelki
Bild: ©KNA/Julia Steinbrecht

Der Erzbischof von Köln, Kardinal Rainer Maria Woelki, sagte, dass "das Vertrauen in Monsignore Hennes tief erschüttert" sei.

"Im vorliegenden Fall müssen wir davon ausgehen, dass ein Priester die seelsorgliche Notlage eines jungen Mannes sexuell ausgenutzt hat", erklärte Woelki. "Vor diesem Hintergrund ist das Vertrauen in Monsignore Hennes tief erschüttert." Grundsätzlich sei es wichtig, "dass wir jeden Hinweis ernst nehmen und den Betroffenen Glauben schenken".

Zur Amtsenthebung werden nach Angaben der Erzdiözese nun sogenannte Pfarrkonsultoren zu Rate gezogen, die nach geltendem Kirchenrecht die Entscheidung des Erzbischofs bestätigen müssen. Gegen eine Entscheidung zur Amtsenthebung könne Hennes Berufung einlegen, womit der Fall an die zuständigen Stellen in Rom verwiesen würde. Bis zum Abschluss des gesamten Amtsenthebungsverfahrens bleibe der Geistliche beurlaubt.

Hennes will sich wehren

Hennes will sich gegen die von ihm "als sehr ungerecht empfundene Entscheidung" wehren, sagte sein Anwalt Peter Schnatenberg in einer Stellungnahme, die katholisch.de vorliegt. Er sprach von einer "völlig an den Haaren herbeigezogenen Mitteilung eines Mannes bezüglich eines angeblichen einmaligen und einvernehmlichen sexuellen Kontakts unter Erwachsenen im Jahre 2001". Richtig sei, dass sowohl das staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren als auch das "kirchenrechtliche Untersuchungsverfahren Monsignore Hennes eindeutig entlasten".

Laut Schnatenberg habe das Erzbistum seinem Mandanten angeboten, dass es für ihn eine Zukunft als Priester im Erzbistum Köln gäbe, wenn er freiwillig unter Anerkennung einer Schuld auf seine Ämter verzichte. Hennes habe dieses "Angebot aber nicht angenommen". Vielmehr wolle er alle rechtlichen Möglichkeiten wahrnehmen, um sich gegen diese von ihm "als sehr ungerecht empfundene Entscheidung zu wehren". (bod/KNA)