Kardinal Woelki: Verteidiger des Glaubens, Kämpfer für Benachteiligte
Er mahnt immer wieder die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Mittelmeer an und sieht in der AfD keine gute Alternative für Deutschland. Er installiert in der Kirchenverwaltung weibliche Führungskräfte und hält nichts von einer Priesterweihe für Frauen. Kardinal Rainer Maria Woelki gibt als Erzbischof von Köln ein facettenreiches Bild ab - vom leidenschaftlichen Kämpfer für Benachteiligte bis hin zum entschlossenen Verteidiger der katholischen Glaubenslehre. Als Nachfolger von Kardinal Joachim Meisner (1933-2017) steht der heute 63-Jährige seit fünf Jahren an der Spitze des Erzbistums Köln.
Nur noch halb so viele Mitarbeiter bis 2030
Woelki leitet die mit 1,94 Millionen Katholiken mitgliederstärkste Diözese Deutschlands. Doch auch dort gibt es immer weniger Katholiken und Priester. Nach Prognosen halbiert sich bis 2030 die Zahl der Seelsorge-Mitarbeiter von rund 1.100 auf etwa 500. Gegen diese "Erosion des kirchlichen Lebens" hat der Kardinal einen "Pastoralen Zukunftsweg" ausgerufen. Erste Ergebnisse dieses komplexen Beratungsverfahrens liegen nun vor. Die "Zielskizze" will katholischen Laien mehr Entscheidungskompetenz insbesondere in den Gemeinden vor Ort geben. Die Pfarrei als größere Einheit wird aber von einem Priester geleitet. "Aufbau deutlich größerer Pfarreistrukturen und gleichzeitig die Ausgestaltung neuer Strukturen im Kleinen", lautet die grobe Formel, ohne konkreter zu werden.
Seit seinem Amtsantritt stellte sich Woelki auch der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. "Wir haben mit Blick auf die Opfer versagt, und wir haben abgestritten, dass es so etwas gibt", betonte er. Als Konsequenz gründete die Erzdiözese einen Beirat mit Opfern sexueller Gewalt, um den Betroffenen - so Woelki - "auf Augenhöhe" zu begegnen. Zudem nimmt eine Anwaltskanzlei die Akten zu allen Missbrauchsfällen unter die Lupe. Dabei soll die Rolle damaliger und heutiger Verantwortlicher wie etwa Personalchefs, Generalvikare und Bischöfe geklärt werden.
Klare Kante zeigt der Erzbischof in der Flüchtlingskrise. Gleich in Woelkis erstem Amtsjahr entstand die "Aktion neue Nachbarn". Auch die Themen Obdachlosigkeit und Bildung bewegen den Kardinal. So soll ein neuer Bildungscampus in Köln junge Menschen vom Kindergarten bis in den Beruf begleiten.
Kirchenpolitisch folgt Woelki in vielem der Linie seines Vorgängers. Zwar meidet er dessen oft bissige Wortwahl, doch die Protestbewegung Maria 2.0 mit ihrer Forderung nach der Priesterweihe für Frauen kritisiert er unzweideutig. Ebenso den von der Mehrheit der deutschen Bischöfe beschlossenen Dialogprozess "synodaler Weg", bei dem über die katholische Sexualmoral, den Zölibat oder die Rolle von Frauen diskutiert werden soll. Er sehe "große Gefahren" mit Blick auf "eine Spaltung innerhalb der deutschen Kirche" und eine Abspaltung von der Universalkirche. Woelki warnt davor, "das uns anvertraute Glaubensgut mutwillig zu verändern, weil es lautstark von uns gefordert wird".
Gegen die Mehrheit im deutschen Episkopat stellte sich Woelki auch im Kommunionstreit: Die Frage, ob einem evangelischen Partner in einer konfessionsverschiedenen Ehe unter bestimmten Voraussetzungen die Kommunion gereicht werden kann, sei weltkirchlich zu klären.
Linktipp: Erzbistum Köln setzt auf mehr Verantwortung für Laien
Weil es immer weniger Katholiken und Geistliche gibt, muss auch das Erzbistum Köln seine Strukturen verändern. Doch bei der "Zielskizze 2030" soll es nicht nur um administrative Neuerungen gehen: Laien werden mehr Entscheidungskompetenz erhalten.Im Reformationsjahr 2017 markierte er den "zunehmenden Dissens" zwischen Katholiken und Protestanten in ethischen Fragen, etwa bei der Bioethik, dem Thema "Ehe für alle" oder der "Beurteilung von Abtreibung, Sterbehilfe oder Scheidung". Beim konfessionell-kooperativen Religionsunterricht, bei dem angesichts rückläufiger Schülerzahlen im Fach Religion katholische und evangelische Schüler gemeinsam unterrichtet werden, macht das Erzbistum Köln im Gegensatz zu den vier anderen NRW-Bistümern nicht mit.
Generalvikar mit fairer Amtsführung
In seiner fünfjährigen Amtszeit war Woelki auch für personelle Überraschungen gut: So trennte er sich im Frühjahr 2018 von Generalvikar Dominik Meiering, der als leitender Pfarrer für die Kölner Innenstadt wieder eher pastoral tätig ist. Sein Nachfolger an der Spitze des großen Generalvikariats ist der mit dem Opus Dei verbundene Markus Hofmann. Ihm wird eine faire Amtsführung nachgesagt.