Münsteraner Oberhirte verteidigt "synodalen Weg"

Bischof Genn dringt auf "neue Machtverteilung" in der Kirche

Veröffentlicht am 21.09.2019 um 10:11 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Gegen alle Kritik ist der Münsteraner Bischof Felix Genn weiter für den "synodalen Weg". Dazu fordert er neue Machtstrukturen in der Kirche, auch für Laien. Dafür ist er auch bereit, selbst Macht abzugeben.

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Der Münsteraner Bischof Felix Genn hat den geplanten "synodalen Weg" der katholischen Kirche in Deutschland verteidigt. "Wir können als Deutsche Bischofskonferenz nicht eine wissenschaftliche Studie zum sexuellen Missbrauch in unserer Kirche in Auftrag geben und dann zur Tagesordnung übergehen", sagte Genn der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstag). "Wir müssen und möchten den mühsamen Weg der Aufarbeitung gehen, der zuerst die Opfer in den Blick nimmt, aber auch kirchenimmanente Strukturen, die solche Taten ermöglicht und vertuscht haben."

Die jüngste Kritik aus dem Vatikan wies Genn zurück. "Eine theologische Vertiefung hat noch niemandem geschadet, insbesondere nicht der Kirche", erklärte er. Einen Sonderweg beschreiten die Deutschen in seinen Augen nicht: Früher oder später würde über die Fragen, denen sich Bischöfe und Laien hierzulande stellten, auch in anderen Ländern diskutiert werden. "Ich hoffe daher, dass die Ergebnisse unserer Meinungsbildung für die Weltkirche auch hilfreich sein können."

Im Dezember wollen die Bischöfe mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) einen "verbindlichen synodalen Weg" zur Erneuerung der Kirche starten. Themen sind Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen. Der Vatikan kritisierte zuletzt, dass die Inhalte nur weltkirchlich entschieden werden könnten. Zudem wandte er sich gegen die Gleichberechtigung von Bischöfen und Laien bei den Abstimmungen.

Macht teilen

Genn betonte dagegen: "Wir brauchen eine neue Machtverteilung, konkret ein neues Verhältnis von sogenannten Laien und Priestern, von Haupt- und Ehrenamtlichen, von Männern und Frauen in der katholischen Kirche." Der Bischof fügte hinzu, er selbst sei bereit, "Macht abzugeben und mich etwa einer kirchlichen Verwaltungsgerichtsbarkeit zu stellen, in der dann auch Laien mitentscheiden werden".

Die Gefahr einer Spaltung sehe er derzeit nicht, sagte Genn weiter. In der Kirche herrsche eine "große Einigkeit über den eingeschlagenen Weg", auch wenn manche "nicht alles richtig" fänden. "Das ist aber doch keine Spaltung." Es sei "eine alte christliche Tugend, zuerst die Meinung des anderen zu retten", mahnte der Bischof. Derzeit scheine ihm, "dass viele für sich die ex-cathedra-Position beanspruchen und andere Meinungen ausschließen: Diese Versuchung findet sich in jedem von uns". (KNA)