Bischof Jung: Müssen die 14- bis 28-Jährigen in den Blick nehmen
Bei kirchlichen Angeboten muss nach Auffassung des Würzburger Bischofs Franz Jung auf die Qualität geachtet werden. Letztlich werde die Kirche von den Gläubigen in dieser Hinsicht wie jedes andere Unternehmen beurteilt, sagte Jung bei einer Zusammenkunft von 130 Mitgliedern diözesaner Gremien am Wochenende in Eisingen bei Würzburg.
"Für junge Menschen zwischen 14 und 28 Jahren haben wir zu wenig zu bieten", stellte der Bischof fest. "Dabei sind das biografisch besonders wichtige Jahre." Außerdem müssten Bistum und Caritas enger zusammenarbeiten, "um dort zu sein, wo es brennt und Menschen in Notlagen sind". Bei den Gottesdienstzeiten und -formen regte Jung eine stärkere Mitgliederorientierung und Vielfalt an. Zudem sprach er sich dafür aus, alle Mitarbeiter - auch die Verwaltungskräfte - als "erste Missionare" in den Blick zu nehmen.
Bistum muss mit Halbierung seiner Katholikenzahl rechnen
Im Zentrum des Treffens stand die Beschäftigung mit einer Anfang Mai vorgelegten Studie Freiburger Sozialforscher zur künftigen Entwicklung der Kirche bis 2060. Demnach muss das Bistum Würzburg mit einem Rückgang der Katholiken von derzeit rund 734.000 auf 511.000, vielleicht sogar auf 349.000 rechnen. Die Kirchensteuereinnahmen werden der Prognose zufolge um 13 Prozent sinken, wobei die Kaufkraft um 40 Prozent niedriger sein werde als 2017.
Der Vorsitzende des Diözesanrats, Michael Wolf, sagte, es gehe nicht primär um das Geld. Viel dramatischer sei die sinkende Zahl der Kirchenmitglieder. "Das Marketing fehlt", beklagte er. Positiv hebt sich das Bistum Würzburg im Bundesvergleich bei den Taufen ab. Fast 90 Prozent aller katholischen Eltern ließen ihre Kinder taufen, deutlich mehr als in vielen anderen Diözesen, hieß es. Es stelle sich die Frage, "wie gehen wir mit dieser großen Kontaktmöglichkeit um", sagte Bischof Jung.
Laut der von den beiden großen Kirchen in Deutschland geförderten Freiburger Studie wird die Zahl der Kirchenmitglieder in der Bundesrepublik bis 2060 um 49 Prozent zurückgehen. Die katholische Kirche verliere dabei geringfügig weniger Mitglieder als die evangelische, heißt es. Neben dem demografischen Wandel seien für den Rückgang vor allem weniger Taufen sowie anhaltende Kirchenaustritte verantwortlich. In knapp 40 Jahren leben demnach nur noch 22,7 statt 44,8 Millionen Christen in Deutschland. Mit dem Rückgang der Mitgliederzahl werden sich laut Studie auch die finanziellen Möglichkeiten der Kirchen halbieren. (tmg/KNA)