Deutsche Bischöfe haben hohe Erwartungen an Amazonas-Synode
In den Reihen der Deutschen Bischofskonferenz gibt es weitreichende Erwartungen an die im Oktober in Rom tagende Amazonas-Synode. Der für das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat zuständige Bischof Franz-Josef Overbeck (Essen), sagte am Mittwoch in Fulda, das Bischofstreffen im Vatikan habe eine "hohe symbolische Bedeutung" für die gesamte katholische Kirche. Das gelte nicht nur wegen des für alle Menschen bedeutsamen Umwelt-Themas. Wichtig sei auch die innerkirchlich intensiv geführte Debatte darüber, wie die katholische Weltkirche künftig stärker regional unterschiedlich aufgestellt werden könne. Overbeck äußerte sich bei der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe.
Zum Thema der innerkirchlichen Differenzierung erklärte der Bischof: "Wir brauchen eine neue Form der Regionalisierung." Künftig müsse man auch darüber nachdenken, welche Konsequenzen die Kirche aus den sehr unterschiedlichen kulturellen und seelsorgerischen Voraussetzungen in Ost-, West-, Nord-, und Südeuropa ziehen sollte. Das Verhältnis von Weltkirche und Ortskirche, von Einheit und Verschiedenheit könne neu austariert werden, ohne die Einheit der Kirche zu gefährden. Dies müsse auf der Grundlage der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) geschehen.
Zur verpflichtenden Ehelosigkeit der Priester, dem Zölibat, meinte Overbeck, er halte es für möglich, dass es in der Amazonas-Region künftig Ausnahmegenehmigungen für die Priesterweihe verheirateter Männer geben werde. Der Priestermangel dort sei so dramatisch, dass in manchen Gemeinden nur einmal im Jahr eine Messe gefeiert werden könne. In Deutschland stelle sich dieses Problem in dieser Form noch bei weitem nicht, Amazonien und Deutschland seien aus Sicht der Seelsorge äußerst unterschiedlich.
Weihbischof Lohmann: Greta und der Papst ergänzen sich
An einem Pressegespräch zum Thema "Amazonas-Synode und Klimadebatte" am Mittwoch nahm neben Overbeck auch der Münsteraner Weihbischof Rolf Lohmann teil, der in der Deutschen Bischofskonferenz für Umweltfragen zuständig ist. Er äußerte große Bewunderung für die schwedische Schülerin und Klima-Aktivistin Greta Thunberg. "Ich finde dieses Mädchen toll, wie sie ihre gottgegebenen Gaben einsetzt, um die Menschen in einem so wichtigen Anliegen wachzurütteln!" Gretas Verhalten habe "etwas Prophetisches", so Lohmann.
Der Weihbischof erklärte, selbst schon an einer Demonstration der Bewegung "Fridays For Future" teilgenommen zu haben. Die Appelle Thunbergs und die von ihr ausgehende weltweite Mobilisierung seien eine ideale Ergänzung zu dem, was Papst Franziskus bereits im Jahr 2015 mit seiner viel beachteten Umwelt-Enzyklika "Laudato Si" auf den Weg gebracht habe. Allerdings sei das Aufmerksamkeits-Potential eines 16-jährigen Mädchens derzeit offenbar größer als das des 82-jährigen Papstes.
Thunberg, die die weltweite Bewegung "Fridays for Future" ins Leben gerufen hat, wird in diesem Jahr mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet, wie die in Stockholm ansässige Right-Livelihood-Stiftung am Mittwoch mitteilte. Mit ihr werden die Menschenrechtsaktivistin Aminatou Haidar aus der Westsahara, die chinesische Frauenrechtlerin Guo Jianmei sowie der brasilianische Ureinwohner Davi Kopenawa und seine Vereinigung Hutukara Yanomami ausgezeichnet.
Die Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe findet noch bis Donnerstag in Fulda statt. Themen sind und waren unter anderem die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche sowie der im Frühjahr von den Bischöfen beschlossene "synodale Weg", in dem es um kirchliche Machstrukturen, die priesterliche Lebensform, die Sexualmoral sowie um die Rolle von Frauen in der Kirche gehen soll. (tmg/KNA)