Nach der Satzungsentscheidung in Fulda

kfd zu "synodalem Weg": Im Ernstfall machen wir den Bischöfen Druck

Veröffentlicht am 28.09.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Fulda ‐ Die Satzung zum "synodalen Weg" hat durch das Votum der Bischöfe die nächste Hürde genommen – stellt in Bezug auf die Gespräche zu Reformen allerdings einige Hürden selbst auf. Die kfd will sich davon nicht beeindrucken lassen – und im Ernstfall Druck machen.

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Wenn beim "synodalen Weg" der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ein Entwurf verabschiedet werden soll, müssen zwei Drittel aller Delegierten und zwei Drittel aller Bischöfe dafür sein. Das ist aus dem aktuellen Satzungsentwurf bekannt. Ein hohes Quorum. Zudem darf jeder Diözesanbischof über sein Bistum selbst bestimmen. Für Bischöfe, die dann ausscheren wollen, könnte es aber schwierig werden, findet Mechthild Heil, die Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd).

Frage: Frau Heil, in der Satzung zum "synodalen Weg" stehen viele Hürden und Quoren vor Reformen. Glauben Sie, dass sich da noch etwas bewegen kann?

Heil: Es war uns schon im Vorfeld klar, dass es diese Hürden und Quoren gibt. Die Bischöfe können auf ihrem eigenen Gebiet tun und lassen, was sie wollen – egal was bei dem synodalen Prozess herauskommt. Das ist das Kirchenrecht. Wenn der "synodale Weg" allerdings zu einem Ergebnis führt und die Foren zu Ergebnissen kommen, ist es für jeden einzelnen Bischof schwer, das nicht umzusetzen oder sich dagegen zu stellen. Dann sind wir als Kirchengemeinden gefragt, Druck zu machen und von unseren Bischöfen Taten zu fordern.

Frage: Was heißt das?

Heil: Rechtlich hat man da gar keine Möglichkeit. Man kann nur an den Kopf und das Verständnis eines Bischofs appellieren, dass er wie das Gottesvolk in Demut umsetzt, was beschlossen wurde. Ansonsten haben wir nur die Möglichkeit, weiter Druck zu machen und klar zu machen, dass das Kirchenvolk etwas Anderes will. Das wird über kurz oder lang dann auch Erfolg haben.

Frage: Planen Sie denn jetzt schon Aktionen, um den "synodalen Weg" zu begleiten?

Heil: Wir sind ja Teil des "synodalen Weges". Unsere stellvertretende Bundesvorsitzende Agnes Wuckelt sitzt im vierten Forum zur Rolle der Frau und die kfd ist im ZdK prominent vertreten. Wir sind mittendrin und gucken, was da rauskommt. Es ist auch gut, in der Tiefe mitzudiskutieren. Jetzt in Fulda haben wir nur demonstriert, das ging nicht in die Tiefe. Jetzt müssen wir in die richtige Arbeit kommen und Argumente austauschen.

Bild: ©Julia Steinbrecht/KNA

Kardinal Reinhard Marx besucht bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe die Demonstration für mehr Frauenrechte in der Kirche.

Frage: Sie wollen jetzt also nicht parallel zu den Beratungen Druck auf der Straße ausüben?

Heil: Das haben wir noch nicht geplant. Wir müssen erst einmal in der Rückschau ausloten, wie erfolgreich unsere Aktionswoche war.

Frage: Sie haben vor Beginn der Beratungen während einer Demonstration noch Kardinal Marx getroffen. Sehen Sie da eine Offenheit und dass die Stimme so vieler Frauen gehört wird?

Heil: Man hat Marx angemerkt, dass das nicht das normale Format ist, mit dem er sich da konfrontiert sah. Aber im Gegensatz zur Frühjahrsvollversammlung in Lingen hat er sich dem gestellt. Er hat gute Worte gefunden und wir haben das Gefühl, dass er es mit seinen Aussagen ernst und ehrlich meint und wir Seite an Seite kämpfen könnten. Inwieweit er sich dann durchsetzt, ist eine andere Frage. Da haben wir relativ wenig Einfluss drauf. Wir werden jetzt erst einmal miteinander diskutieren.

Frage: Haben Sie denn den Eindruck, dass sich bei den Bischöfen in der Wahrnehmung von Frauen etwas tut?

Heil: Bei Kardinal Marx sicherlich, bei anderen Bischöfen ist das aber noch ein langer Weg. Ich möchte denen das nicht vorwerfen, die leben unter einer anderen Glocke. Als ich am Montag von der Demonstration zum Bahnhof gehen wollte, sind mir noch ein paar Bischöfe begegnet, denen ich mich vorgestellt habe. Die waren ganz erstaunt, dass sie einfach jemand anspricht. Das ist nicht deren Welt. Da müssen die Bischöfe noch lange Wege zurücklegen, um offen zu sein und mit jedem zu sprechen, der ein Anliegen hat.

Frage: Müssen Sie als kfd andere Formate finden, um den Bischöfen das nahe zu bringen?

Heil: Sicherlich. Ein Format wie eine Demonstration ist für einen Bischof schwierig. Allerdings gibt es sehr viele Gesprächsformate, in denen jahrhundertealte Hackordnungen gelten. Da redet man selten auf Augenhöhe. Deswegen müssen wir neue Formate finden.

Frage: Haben Sie schon Ideen?

Heil: Wir werden im "synodalen Weg" bestimmt ausprobieren, wie man miteinander umgeht. Ich finde, dass da neue Wege gezogen werden. Sonst kommt da auch nichts bei heraus. Einer referiert und fünfzig hören zu, das geht nicht.

Von Christoph Paul Hartmann