Kölner Diözesanrat: Wir brauchen ein Umdenken der Bistumsleitung
Der Diözesanrat des Erzbistums Köln hat die sogenannte "Zielskizze 2030" zur Zukunft der Diözese kritisiert. In der Skizze werde nur "unvollständig festgehalten, was sich die Getauften und Gefirmten wünschen", sagte der Vorsitzende des Diözesanrats, Tim Kurzbach, am Samstag in Köln. Verbände und Gremien wie Ortsausschüsse und Pfarrgemeinderäte spielten in der Skizze eine zu geringe Rolle, kritisierte auch Bettina Heinrichs-Müller, die stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrats. Dieses demokratische "Rätesystem" müsse unbedingt auch in Zukunft erhalten bleiben.
Pfarreien sollen entlastet werden
In Euskirchen in der Eifel hatte am Samstag das zweite von drei Regionalforen stattgefunden, bei denen über die Anfang September veröffentliche "Zielskizze" diskutiert wird. Diese ist das Ergebnis eines seit drei Jahren laufenden Beratungsprozesses, dem von Kardinal Rainer Maria Woelki gestarteten "Pastoralen Zukunftsweg". Dabei geht es um die Frage, wie die Seelsorge mit mehr Ausstrahlungskraft gestaltet werden kann. So sollen etwa die Pfarreien eine deutliche Entlastung erfahren, indem die Verwaltung von Kitas, Senioreneinrichtungen, Immobilien oder Finanzen an externe Einrichtungen ausgelagert werden. Umgekehrt wird vorgeschlagen, Pfarreien mehr Budgetverantwortung zu geben, damit sie eigenständig Schwerpunkte setzen kann. Bis zu 10.000 Personen waren nach Angaben des Erzbistums an der Entwicklung der "Zielskizze" beteiligt - unter anderem durch fünf verschiedene Arbeitsgruppen und eine Online-Umfrage mit 7.500 Teilnehmern.
Der Diözesanrat kritisiert, noch während der Diskussion über das Papier schaffe das Bistum Fakten, in dem es Gemeinden zusammenlege und andere Strukturen verändere. Die Skizze dürfe nicht nur "schöngefärbte Makulatur" sein, um die Gläubigen auf möglicherweise schon festgelegte schmerzhafte Veränderungen vorzubereiten. Außerdem müssten nicht nur "wohlgefällige", sondern auch scheinbar sperrige Aussagen Eingang darin finden. "Wir benötigen in den Köpfen der Bistumsleitung ein wirkliches Umdenken, Mut sich von alten Denkmustern zu lösen und die Gläubigen, das Gottesvolk, bei sämtlichen Entscheidungen einzubeziehen", erklärte Heinrichs-Müller.
Konkret fordert Diözesanrat den Erhalt des "Rätesystems", die Einführung demokratischer Strukturen und synodaler, verbindlicher Beteiligungsformen der Laien sowie Geschlechtergerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung und der Ökumene. Diese Themen werde man weiterhin in den Diskussionsprozess einbringen.
Kardinal Woelki hatte sich am Samstag nach dem zweiten Regionalforum mit rund 350 Teilnehmern zufrieden gezeigt. Der "intensive Austausch" sei ein Zeichen für die Bereitschaft der Gläubigen, die Zukunft der Kirche im Erzbistum Köln mitzugestalten, sagte er.
Ehrenamt, Nachhaltigkeit, diakonisches Handeln
In 18 Gesprächskreisen ging es um Themen wie Ehrenamt, Nachhaltigkeit und diakonisches Handeln. Das dritte und letzte Forum findet am kommenden Wochenende in Düsseldorf statt. Die Ergebnisse der Beratungen sollen laut Bistum in die Entwicklung eines "Zielbildes" für das Erzbistum Köln als Perspektive für das kommende Jahrzehnt einfließen. (gho)