Papst Franziskus führt neuen katholischen Gedenktag ein
Papst Franziskus will die Rolle der Bibel im Leben christlicher Gemeinden stärken und führt dazu einen eigenen "Wort-Gottes-Sonntag" ein. Jeweils am dritten Sonntag des kirchlichen Jahreskreises Ende Januar solle dieses Fest "der Feier, Reflexion und Verbreitung" der Heiligen Schrift dienen, heißt es in dem Papst-Erlass, den der Vatikan am Montag veröffentlichte.
Den Termin für diesen neuen katholischen Gedenktag habe er in bewusste Nähe zur Woche der Einheit der Christen gelegt, schreibt Franziskus. Zudem solle der Tag die Verbindung zu den Juden stärken, verbinde doch die Heilige Schrift Juden und Christen sowie die Christgläubigen aller Konfessionen, heißt es in dem Motu Proprio "Aperuit illis". Der Titel stammt aus einem Satz am Ende des Lukas-Evangeliums: "Er öffnete ihren Sinn für das Verständnis der Schriften."
Der erste Wort-Gottes-Sonntag fällt kommendes Jahr auf den 26. Januar. Vom 18. bis 25. Januar wird weltweit die Gebetswoche für die Einheit der Christen begangen. Der 17. Januar wird in der katholischen Kirche in Italien, Österreich, Polen und den Niederlanden als Tag des Judentums begangen, in der Schweiz am zweiten Fastensonntag. In Deutschland ist bereits der letzte Sonntag im Januar ökumenischer Bibelsonntag. Ob dieser und der neue "Wort-Gottes-Sonntag" nun zusammen begangen werden, ist offiziell noch nicht entschieden, aber wohl anzunehmen.
Kurienerzbischof Rino Fisichella nennt in einem begleitenden Interview bei "Vatican News" einen weiteren Grund für die Initiative: "Die ganz große Mehrheit unserer Christen kennt die Heiligen Schriften zu wenig." Daher wünsche Franziskus mehr Gelegenheiten, die Bibel kennenzulernen. Nur so könne das Wort Gottes das Leben der Menschen stärker beeinflussen.
Lektoren und Prediger stärken
Bereits 2017 hatte Franziskus den "Welttag der Armen" festgelegt, der Ende November begangen wird. 2014 bereits rief er den 1. September zum "Gebetstag für die Schöpfung" aus; dabei orientierte er sich am Vorbild der orthodoxen Kirchen. In Deutschland wird dieser Tag am ersten Freitag im September begangen - gemeinsam mit den anderen christlichen Kirchen.
Der neue "Wort-Gottes-Sonntag" Ende Januar soll auch eine Gelegenheit sein, Gemeindedienste wie die des Lektors zu stärken. Prediger sollten sich neu der Bedeutung der Predigt vergewissern: den Sinn der Heiligen Schrift allen verständlich zu erschließen. Schließlich könne, so der Papst, der neue "Wort-Gottes-Sonntag" genutzt werden, Laien in den Gemeinden ähnlich wie als Kommunionhelfer auch zu Diensten des Wortes Gottes auszubilden. Diese etwa könnten Bibellesungen anleiten oder auch die Heilige Schrift verteilen.
Schon zum Abschluss des Jahres der Barmherzigkeit hatte Franziskus angeregt, einen Sonntag in Erwägung zu ziehen, der ganz dem Wort Gottes gewidmet sein solle. Sein aktueller Erlass sei eine Antwort "auf die vielen Bitten", die mit diesem Anliegen an ihn herangetragen worden seien. Dabei bezieht der Papst sich einerseits auf das Konzilsdokument "Dei Verbum" von 1965, das die Offenbarung des Gotteswortes behandelt, sowie die von seinem Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) einberufene Bischofssynode zum Thema "Das Wort Gottes im Leben der Kirche" 2008. (tmg/KNA)
30.9., 16:15 Uhr: Ergänzt um weitere Details.